Morgan, Lara: Der Herr der Drachen – Die Zwillinge von Saranthium 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 25. Januar 2010 00:00
Lara Morgan
Der Herr der Drachen
Die Zwillinge von Saranthium 1
(The Twins of Satanthium 1: Awakening, 2008)
Aus dem Australischen von Marianne Schmidt
Titelillustration von Kerem Beyit
Penhaligon, 2009, Hardcover, 512 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7645-3059-4
Von Christel Scheja
Nachdem sie einen Kurzgeschichtenwettbewerb im Jahr 2004 gewonnen hatte, verlegte sich die aus Westaustralien stammende, aber weitgereiste Lara Morgan, ganz auf das Schreiben von Romanen. Und sie kleckert nicht nur, sondern klotzt auch, denn »Der Herr der Drachen« ist nicht nur ihr Debüt, sondern zugleich der Auftakt zu der Serie um »Die Zwillinge von Saranthium«.
Zwischen Drachen und Menschen besteht bereits sehr lange ein Pakt. Während die einen darauf verzichten, die Siedlungen zu verwüsten, das Vieh zu stehlen und sich teilweise sogar reiten lassen, haben sich Letztere verpflichtet, die magischen Wesen in Ruhe zu lassen oder gut zu versorgen.
Aus diesem Grund wähnen sich die Sterblichen sicher und glauben nicht länger an die Erzählungen um Azoth, den Herrn der Drachen, der damals mit anderen das Land verheerte, bis es einem Geschwisterpaar gelang, ihn in dunkle Abgründe zu verbannen. Er hat allerdings geschworen zurückzukommen. Und genau das scheint sich zu erfüllen, als Drachen urplötzlich anfangen, entlegene Siedlungen und Stammeslager zu überfallen und verwüsten.
Die junge Shaan lebt derweil in Salmuth, der größten Stadt Saranthiums, und arbeitet in den Drachenhöhlen. Insgeheim hofft sie darauf, eines Tages in die Ränge der Reiter aufgenommen zu werden, weil sie eine besondere Gabe besitzt: Sie kann mit den Drachen sprechen. Nur will ihr das kaum jemand glauben. Ebensowenig nehmen die Freunde ihre Albträume von einer brennenden Stadt ernst.
Zur gleichen Zeit wächst der junge Krieger Tallis in einer Stammesgemeinschaft heran. Als Drachen angreifen, gelingt es ihm, diesen mittels Worten, die plötzlich in seinem Geist auftauchen, zu vertreiben. Doch das ist nicht das einzige Ereignis, das sein Leben verändert. Er erfährt auch noch, dass er eigentlich gar kein echtes Clanmitglied ist. Das gibt dem Häuptling freie Hand, einen Mordanschlag auf ihn verüben zu lassen. Tallis hat keine andere Wahl, als zu fliehen.
Shaan spürt immer mehr, das ihre Albträume Hand und Fuß haben, vor allem als einer davon einen Seher tötet, der ihr helfen will. Schließlich fügt es das Schicksal, dass sie mit Tallis zusammen kommt, der so vertraut wie ein Bruder auf sie wirkt.
Es ist leicht vorher zu sehen, dass Shaan und Tallis enger mit der Legende um Azoth verbunden sind, als sie denken, und bald ein gemeinsames Schicksal haben werden. So ist auch der Verlauf der Geschichte unschwer zu erraten. Das lässt gerade die Helden schablonenhaft und blass wirken. Und tatsächlich entwickeln weder Shaan noch Tallis einen interessanten Charakter. Bei einigen der Nebenfiguren in ihrem Umfeld sieht das ganz anders aus, denn nicht nur der Stammeshäuptling sondern auch die Drachenreiter warten immer wieder mit bösen kleinen Überraschungen auf.
Da sich die Autorin die Zeit nimmt, die Figuren und das Setting in Ruhe einzuführen, kommt die Handlung nur schleppend in Gang. Erst in der zweiten Hälfte legt sie etwas an Tempo zu, denn dann kommt es wenigstens zu dramatischen Kämpfen und unheilvollen Entwicklungen. Insgesamt ist der Plot aber so konzipiert, dass jugendliche Leser, ihm leicht folgen und sich schnell an die Figuren gewöhnen können. Die Action selbst bleibt moderat, Kämpfe und Gewalt werden nur dann eingesetzt, wenn es unbedingt nötig erscheint.
Alles in allem ist »Der Herr der Drachen« abenteuerliche All Age-Fantasy, die sich an Leser wendet, die in erster Linie stimmungsvolle und personenbezogene Ereignisse mögen und für die nicht in erster Linie die Action im Vordergrund steht.