Blood on the Tracks 13 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 10. September 2024 10:09
Shuzo Oshimi
Blood on the Tracks 13
Übersetzung: Jan-Christoph Müller
Cross Cult, 2024, Paperback, 224 Seiten, 12,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
„Blood on the Tracks“ erzählte bisher die Geschichte von Seiichi rund um die Tat, doch im neuen Band macht die Handlung einen Sprung von mehr als zwanzig Jahren, was erstaunt, so dass man sich zunächst fragen darf, warum das geschehen ist und was damit erreicht werden soll.
Denn auch wenn Seiichi frei ist, ein selbstbestimmtes Leben in einer kleinen Wohnung führt und seinen Unterhalt mit einer einfachen Arbeit verdient, so bleibt er doch still und in sich gekehrt und vegetiert mehr oder weniger ohne Plan und Ziel oder Freuden vor sich hin.
Losen Kontakt hält er nur noch zu seinem Vater. Doch nach einem Besuch wird alles anders, denn nicht nur das Gespräch mit ihm, auch die Ereignisse danach, rütteln Seiichi auf, denn er hat nun keine andere Wahl, als sich den Dämonen seiner eigenen Vergangenheit zu stellen.
Als die Leser Seiichi zuletzt sahen, hatte dieser versucht, seine Mutter im Gerichtssaal zu erwürgen. Nun, zwanzig Jahre später, scheint er wieder frei und ohne jegliche Aufsicht zu sein, auch wenn man das Gefühl hat, dass er einfach nur noch existiert und funktioniert, aber ansonsten alle Lebensfreude verloren hat.
Diese Stimmung zieht sich durch den ganzen Band. Was in den Jahrzehnten passiert ist, wird nur grob angedeutet und spielt bis auf die Begegnung mit seinem Vater keine große Rolle. Aber genau ab diesem Moment wird der junge Mann wieder aus seiner Lethargie gerissen, denn die Summe an Kleinigkeiten reißt die alten Wunden auf.
Und das ist interessant umgesetzt. Zum einen muss Seiichi in seine Heimat zurückkehren, zum anderen erfährt er Dinge, die ebenfalls Wunden aufreißen und beweisen, dass es für ihn nie wirklich Heilung gegeben hat. Daher werden in diesem Band interessante Weichen gestellt, die zwar ahnen lassen, welches Ende die Geschichte nehmen könnte, aber sich dennoch nicht festlegt, wie es einem guten Psycho-Thriller eigen ist.
Der Zeitsprung hat „Blood on the Tracks“ gutgetan, zeigt es doch, dass Seiichi auch nach mehr als zwanzig Jahren noch nicht in dem Maße geheilt ist und jederzeit wieder eskalieren könnte; die Andeutungen sorgen dafür, dass die Geschichte auch weiterhin sehr spannend und böse bleibt.