Poznanski: Scandor (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 21. August 2024 10:39

Poznanski
Scandor
Loewe, 2024, Paperback, 448 Seiten, 19,95 EUR
Rezension von Christel Scheja
Mit schöner Regelmäßigkeit verfasst Ursula Poznanski schon seit einigen Jahren pünktlich zum Spätsommer einen Mystery-Thriller für Jugendliche, der Helden zwischen sechzehn und fünfundzwanzig Jahren mit übernatürlichen oder hochtechnisierten Entwicklungen konfrontiert. Das ist auch bei „Scandor“ der Fall.
Philipp und Tessa lassen sich auf eine Challenge ein, die es in sich hat, denn zusammen mit achtundneunzig anderen Leuten sollen sie sich einem als Wettbewerb getarnten Experiment unterwerfen. Es geht darum, einen unfehlbaren neuen Lügendetektor auszutesten.
Beide bekommen ein Gerät an den Arm, das genau kontrolliert, was sie tun und sagen. Schon der kleinste Fehler führt zum Ausschluss und der Pflicht, sich dann seinen tiefsten Ängsten zu stellen. Und das wird vor allem für den jungen Mann zu einer ziemlichen Herausforderung.
Wie so oft nimmt sich Ursula Poznanski die Zeit, den Alltag ihrer Hauptfiguren zu schildern und dabei auch ganz persönliche Probleme und Ängste einzubauen. Was zuerst so einfach erscheint, erweist sich schon bald als Fallstrick, dem sehr schnell sehr viele andere Teilnehmer zum Opfer fallen. Damit die Erzählung runder wird, gibt es auch immer wieder kleine Einschübe, die von dem Scheitern der entsprechenden Personen erzählen, ohne dabei allerdings sonderlich in die Tiefe zu gehen.
Klar ist eigentlich von Anfang an, dass Tessa und Philipp bis in die Endrunde kommen und sich dabei auch irgendwann kennen und lieben lernen. Hier kommen dann auch wieder die Familien mit ins Spiel, etwas, was ebenfalls typisch für die Jugendthriller der Autorin ist, denn oft haben ihre Hauptfiguren auch Probleme mit denselben.
Die Handlung wird, wie gewohnt flott und ohne irgendwelche Längen erzählt. Es gibt immer wieder unvorhersehbare Wendungen, die die Spannung erhöhen, aber auch genügend seltsame Andeutungen, die den roten Faden weiterspinnen und damit auch das Ende glaubwürdig und nachvollziehbar machen.
Interessante Twists sorgen dafür, dass auch erfahrene Leser am Ball bleiben und das Vergnügen am Lesen nicht verlieren, auch wenn die Handlung zurückblickend eher klassisch erscheint, einige der Nebencharaktere eher stereotyp wirken.
Die wichtigen Figuren sind allerdings liebevoll ausgearbeitet und bieten viel Raum für Identifikation. Denn immerhin sind Tessa und Philipp ganz normale Leute, die sich fast schon eher als Verlierer im Leben sehen und haben ihre Schwächen und Fehler. Aber sie bewahren ihr Herz auf dem rechten Fleck.
„Scandor“ ist ein weiterer Thriller aus der Feder von Ursula Poznanski, der mit aktuellen Entwicklungen im Bereich der Technik punkten kann, dabei aber auch die menschliche Seite nicht außer Acht lässt. Vieles wirkt natürlich vertraut, aber es gibt genügend überraschende Wendungen, die auch diesmal die Spannung aufrechtzuerhalten wissen.