Die Kriegerinnen von Troy 1: Yquem der Großzügige (Comic)

Die Kriegerinnen von Troy 1
Yquem der Großzügige
(Les Guerrières de Troy: Yquen le Généreux)
Text: Christophe Arleston & Melanÿn
Zeichnungen: Dany
Special Effects: Mourier
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-255-6

Von Frank Drehmel

Die Söldnerin Lynche gibt sich gerade dem entspannten und manchmal reichlich derben Leben auf dem Handelsschiff hin, als dessen Eskorte sie angeheuert wurde, als sie zwischen den zerklüfteten Archipelen vor der Küste Questiens von Piraten aufgebracht werden. Nach einem kurzen und blutigen Kampf, an dem auf Seiten der Angreifer die Söldnerin Raya beteiligt ist, obsiegen die Händler und können ihre Fahrt fortsetzen.

In einer Taverne des Zielhafens treffen die beiden Frauen, die sich auf einer rein professionellen Ebene bestens verstehen und keinerlei Groll gegeneinander hegen, erneut aufeinander und plauschen bei einer Karaffe Wein über das Für und Wider des Söldnerlebens im Allgemeinen und den knackigen Arsch des Schankjungen im Besonderen. Gerade als die Stimmung besonders gelöst ist und Lynche den aparten Kellner anbaggert, trifft ein riesiger Tross von Pilgern in Purpurhafen ein, welcher von dem charismatischen Yquem angeführt wird, der mit fester Stimme um Spenden für das von einer verheerenden Hungersnot heimgesuchte Delpont bittet. Während Raya, die ohnehin gerade auf einer Sinnsuche ist, sich ohne Zögern entschließt, ihr Schwert kostenlos in den Dienst der vermeintlich guten Sache zu stellen und den Tross fortan zu begleiten, fasst Lynche den gleichen Entschluss erst, als sie das Symbol, das die Ehrenamtlichen von Yquem tragen, gewahr wird, denn diese Symbol erinnert sie an eine Person, die sie einst kannte.

Ihren Wert für die Bettler beweisen die Frauen zum ersten Mal, als der Tross von blutrünstigen Insekten überfallen wird und sie nur dank Rayas besonderer mentaler Kräfte knapp mit dem Leben davonkommen. Kurz darauf stellt sich allerdings heraus, dass die Ziele Yquems alles andere als lauter sind, und plötzlich finden sich die beiden Söldnerinnen hilflos in der Gewalt eines sadistischen, skrupellosen Verbrechers wieder.

Da das vorliegende Album mein erster Kontakt mit dem Universum von Troy ist beziehungsweise war, dessen Comic-Zyklen und -Storys bis dato in Deutschland bei Carlsen beheimatet gewesen sind, hatte ich zunächst die Befürchtung, dass mangels Orientierung und Vorwissen die Lesefreude auf der Strecke bleibt. Eine großzügig layoutete Chronologie Troys, welche die ersten und letzten beiden Vorsatz-Seiten dieses Albums schmückt, nimmt jedoch jedem Bedenkenträger den Wind aus den Segeln, sodass keinerlei Hemmungen und Hemmnisse dem Eintauchen in eine farbenfrohe, exotische Welt entgegenstehen, selbst wenn man mit Troy bisher nur eine niederländische Achterbahn assoziierte.

Die Story selbst ist zwar relativ einfach und vorhersehbar gehalten, aber die sympathische Helden-Figuren, humorvolle Dialoge, verräterische Gegenspieler, kleinere Rätsel, ein Cliffhanger der spannenderen Sorte sowie eine gehörige Portion Action und Sex entschädigen für den Mangel an Originalität.

Das eigentlich Einnehmende dieses Albums ist dennoch das vom Aufbau her klassische Artwork. Farbenprächtig, fleischig, prall, expressiv und voller Leben strahlt es eine Exotik aus, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. Die gelungenen Gratwanderung insbesondere in der Figurenzeichnung zwischen Realismus und überzeichnendem Funny tut ein Übriges, um einen Hauch von Extravaganz zu erschaffen.

Fazit: Ein in Story und Artwork lebendiges, dralles und äußerst unterhaltsames Fantasy-Abenteuer, das nicht nur Troy-Kennern großen Lesevergnügen bereitet.