Die Bruderschaft der Krabbe: Drittes Buch (Comic)

Die Bruderschaft der Krabbe
Drittes Buch
(La confrérie du crabe: Troisième partie)
Text: Mathieu Gallié
Zeichnungen & Farben: Jean-Baptiste Andreae
Übersetzung: Monja Reichert
Lettering: Delia-Wüllner Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-171-9

Von Frank Drehmel

Die gemeinsamen Schlachten der fünf Jungen der Bruderschaft der Krabbe sind geschlagen; nun lüftet sich nach und nach der Schleier, der über all den Visionen, Begegnungen, Träumen und Alpträumen Niccolos, Jarvis, Comes, Bernadinos und Maels hing, und es wird deutlich, dass nur einer von ihnen den Kampf seines Lebens und um sein Leben führen muss: Mael, dessen Gehirn von der Krabbe zerstört zu werden droht.

Was sich in den ersten beiden Alben abzeichnete, wird nun zur Gewissheit: die einzelnen Szenen und Episoden des Buches sind lediglich Sequenzen eines Traumes, denen eine mehr oder weniger allegorische Bedeutung innewohnt. Während die bisherigen Geschehnisse und Begegnungen eher allgemein als unbewusste Manifestation von (Ur)Ängsten des narkotisierten und auf dem Operations-Tisch liegenden Maels interpretiert werden können, werden die Bedeutungen im abschließenden Part zwar konkreter, klarer, die Allegorien jedoch insgesamt deutlich plakativer – angefangen bei der Personifizierung des Krabben-Todes über das engelhafte Mädchen bis hin zum Fährmann und dem Mal einer Krabbe auf Maels Stirn.

Auch im dritten Band gelingt es dem Autor, einem ernsten, bedrückenden Thema – der Krebserkrankung von Kindern – zwar keine heiteren Momente abzuringen, aber das Ganze gefühlvoll und mit viel Sinn für die Sichtweise von Kindern auf eine Ebene jenseits der Trauer und des Entsetzens zu heben, indem er den Kampf gegen die Krankheit als ein großes, gefährliches Abenteuer vor einer unbekannten Bedrohung darstellt; und auch wenn der Ausgang dieses Abenteuers bis zum Schluss ungewiss ist, so bleiben stets die Hoffnung und innere Stärke zunächst aller Kinder und später – im vorliegenden Album – speziell die Maels ein handlungsbestimmendes Element.

Während Mathieu Gallié in den ersten beiden Alben in einer Tour de Force noch sämtliche archetypischen Figuren aufmarschieren ließ, die in der unheimlichen Phantastik Rang und Namen haben, so konzentriert er sich nun ganz auf den großen Widersacher des Jungen, die Krabbe, und einen Kampf, der sowohl im Operationssaal ausgetragen wird, als auch in der Psyche des Jungen. Dadurch wirkt die gesamte Story trotz aller Interpretationsnotwendigkeiten und Deutungsmöglichkeiten sehr viel persönlicher, anrührender und weniger beliebig als zuvor.

Jean-Baptiste Andreaes Artwork sorgt mit seinem leichten Strich sowie der weichen, pastellhaften, in toto farbenfrohen Koloration, die – falls es die Handlung erfordert – allerdings auch ins Düstere spielt, für eine stimmige Umsetzung der emotionalen Geschichte, indem es sowohl die Leichtigkeit, als auch die allegorische Tiefe der Story visuell aufnimmt und widerspiegelt.

Fazit: Der gefühlsbetonte, stimmig visualisierte und würdige Abschlussband einer Comic-Trilogie, die sich nicht nur eines bedrückenden, ernsten Themas annimmt, sondern die dieses auch ohne unerträglichen Pathos tut und die stattdessen durch ihre originelle, allegorische Herangehensweise überzeugt.