Robin Hill: Strom - Das dunkle Erwachen (Buch)

Robin Hill
Strom - Das dunkle Erwachen

Titelbild: Isabelle Hirtz
Penhaligon, 2024, Paperback, 460 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Gunther Barnewald

Bei dem Autor handelt es sich laut Verlagsauskunft um einen deutschen Thriller-Autor, der hier unter Pseudonym sein erstes phantastisches Werk vorstellt.


Die Geschichte beginnt recht interessant und verheißungsvoll: Fiora ist von dunkler Hautfarbe und lebt in einem abgeschotteten Bergdorf unter lauter hellhäutigen Menschen. Ihre verstorbene Mutter hatte ebenfalls dunkle Hautfarbe, während ihr Vater und ihre Halbschwester Mara hellhäutig sind.

Wie so oft in kleineren, abgeriegelten Gemeinschaften, herrscht auch in Bergquell Engstirnigkeit, Intoleranz und Kleingeistigkeit. Fiora wird gemobbt und rassistisch beleidigt, Wenige verhalten sich ihr gegenüber freundlich oder wenigstens neutral. Auch ihr Vater ist ein schwieriger Charakter.

Erst als ein Händler die Stadt besucht und Fiora entscheidende Anregungen gibt, ändert sich das Leben der jungen Frau.

Nach dem Tod ihres Vaters verlassen die Halbschwestern die Stadt und lernen so den Rest der Welt kennen, ein fern in der Zukunft liegendes, apokalyptisch anmutendes Sammelsurium von bedrohlichen Großstädten und weiten Wüsten- und Felslandschaften. Erst nach und nach begreift Fiora, welches ihre Aufgabe ist in dieser desaströsen Welt...


Mit hohem Bodycount (und hier stehen leider wirklich alle zur Disposition, außer der Protagonistin) erzählt der Autor eine anfangs ungeheuer interessante Geschichte, die leider im Verlauf der Erzählung immer mehr nachlässt und vor allem immer mehr ins Triviale kippt.

Zwar erspart der Autor seinen Lesern schwülstige Liebesgeschichten, aber dies täuscht leider nicht darüber hinweg, dass die junge Fiora immer heldenhafter und übermenschlicher wird, während die Gegenspieler immer häufiger als Kanonenfutter enden und austauschbar auftauchen, um dann den Garaus gemacht zu bekommen (genauso wie leider auch alle Charaktere um die Heldin herum, egal wie nett oder interessant diese sind!).

Noch viel enttäuschender ist jedoch, dass der Autor keine Überleitung macht von unserer Welt in diese grauenhafte Zukunft, so dass man als Leser den Eindruck bekommt, Hill erzähle eine lapidare und flache Fantasy-Geschichte, wo er doch eine niveauvolle SF-Erzählung mit sozialkritischen Anspielungen hätte kreieren können.

So bleibt das Ganze oberflächlich, austauschbar und schlussendlich extrem trivial. Hier wäre zweifellos viel mehr drin gewesen für den Autor.

Was bleibt ist eine gut lesbare Geschichte, die stark beginnt und atmosphärisch oft zu überzeugen weiß, um dann aber leider immer mehr nachzulassen und schließlich in einem Nichts der Unbestimmtheit zu enden, welches wohl die meisten Leser nicht wirklich zufriedenstellen wird.