Bernd Perplies: Gegen die Zeit – Magierdämmerung 2 (Buch)

Bernd Perplies
Gegen die Zeit
Magierdämmerung 2
Titelillustration von Max Meinzold
Lyx, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 424 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8265-3

Von Carsten Kuhr

Wir schreiben das Frühjahr 1897. Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit existieren seit Jahrhunderten magische Geheimlogen. In diesen wird das alte Wissen um die Zauber der Magie weitergegeben, wird darüber gewacht, dass sich niemand mittels der besonderen Gaben, die den Magiern zu eigen sind, zum Usurpator über ein Reich aufschwingt. Es gibt eine stillschweigende Übereinkunft, dass Magie in den Auseinandersetzungen und Kriegen der Nationen nicht zum Einsatz kommt.

Doch ein Mann will den Status Quo nicht länger akzeptieren. In alten verbotenen Schriften findet Wellington die vor Urzeiten versiegelte Wahre Quelle der Magie, hebt Atlantis vom Meeresbogen und löst den Verschluss. Seitdem strömt die Urkraft der Magie aus der Quelle und verbreitet sich ungehindert über die Welt.

Einher ging mit dem Auftauchen von Atlantis die gewaltsame Übernahme des Silbernen Kreises, der Magierloge von England. Der Putsch scheint gelungen, nur ein paar wenige Magier konnten entkommen, weitere Widerständler wurden in den Verliesen des Ordenshauses festgesetzt. Unter diesen befindet sich nicht nur Jupiter Holmes, sondern auch der ehemalige Reporter des „Strand“, Kentham, sowie die junge, noch unausgebildete Magierin Kendra. Während Wellington Jupiter Holmes auf der fleischgewordenen „Nautilus“ entführt und eine Agentin des Vatikans an Bord eines magischen Zeppelins gen England schwebt, macht sich der Franzose auf, Kentham und seine Freunde einzufangen…

Nach Jahren, in denen sowohl die Verlage wie auch die Leser das Sub-Genre des Steampunk mit Missachtung straften, startet die viktorianische magische Welt nun auch in deutschen Bücherstuben durch. Kein namhafter Verlag mehr, der nicht auf den Spuren der Kleinverlage – Feder & Schwert ist hier in erster Linie zu nennen – entsprechende Titel in sein Programm genommen hat. Lyx hat in den letzten Jahren sein High-Fantasy-Programm zugunsten der so angesagten Romance und Urban Fantasy umgestaltet. Die Verkaufszahlen geben dem Verlag dabei recht, dennoch ist es schade, dass man, mit wenigen Ausnahmen, die Fantasy so weit zurückgefahren hat. Eine der Ausnahmen ist Bernd Perplies. Als Autor, den Lyx selbst aufgebaut und großgemacht hat, findet sich für seine Werke immer ein Platz im Verlagsprogramm. Mehr noch, seine Bücher werden als Trade Paperbacks besonders herausgestellt. Zu verdanken ist dies der schlichten Tatsache, dass Perplies nicht nur zu fabulieren weiß, sondern sich auch eines regen Zuspruchs der Leserschaft erfreuen kann.

Nach seiner Questen-Fantasy um Tarean legte er bereits im Herbst letzten Jahres den Auftakt einer großen, seines Umfangs wegen in drei Teile aufgesplitteten Romans vor. „Magierdämmerung“ hat er diesen treffend benannt, und seine Fans mit einem gar eigenen Garn erfreut. Dabei nutzt er geschickt traditionelle Versatzstücke wie die Verne´sche „Nautilus“, verbindet dies mit der anheimelnd wirkenden Gaslichatmosphäre des viktorianischen London seines Holmes, erweist diesem wie anderen klassischen gestalten der Ära seine Referenz, und wandelt doch auf ganz eigenen Pfaden. Dabei steht das Abenteuer im Vordergrund. Neben all den pointierten Anspielungen auf Filme und Romane, der Imagination, die in den wundersamen Wesen des Buches zum Ausdruck kommt, ist es doch die spannende Jagd der eigentlich auf verlorenem Posten stehenden Helden gegen den verblendeten Wellington, die dem Buch sein Tempo verleihen.

Das liest sich spannend und kurzweilig auf einen Rutsch durch, bietet Dramatik satt und lässt einen ungeduldig auf den dritten Teil warten.