Simon R. Green: Wieder einmal Weltenbrand – Geschichten aus der Nightside 9 (Buch)

Simon R. Green
Wieder einmal Weltenbrand
Geschichten aus der Nightside 9
(Just another Judgement Day)
Aus dem Englischen übersetzt von Dominik Heinrici
Feder & Schwert, 2011, Taschenbuch, 272 Seiten, 10,95 EUR, ISBN 978-3-86762-071-0

Von Carsten Kuhr

Die Nightside hat ja nun schon wirklich viel gesehen. Götter marschierten durch ihre Gassen, Engel, von oben wie von unten, bekämpften sich, die Autoritäten wurden im Verlauf des Krieges gegen meine Mutter vernichtet, doch jetzt kommt etwas auf die Nightside zu, das selbst die abgebrühtesten Gauner, Ganoven und Dämonen zittern lässt.

Der Wanderer hat sich angekündigt, in der Nightside klar Schiff zu machen. Im Auftrag des alttestamentarischen Gottes – ja der Eine da oben – ist der Wanderer unsterblich und unzerstörbar unterwegs als Urgewalt, die Sünder zur Verantwortung zu ziehen. Richter und Henker in Personalunion also. Und Sünder gibt es in der Nightside wie Sand am Meer.

Und nun raten Siie einmal, wen Walker und die neuen Autoritäten der Nightside dazu auserkoren haben, die Naturgewalt aufzuhalten – me, myself and I. Gestatten John Taylor, Privatdetektiv der Nightside, der Mann, der normalerweise keine Waffe braucht, vor dessen wohl gepflegtem Ruf die Magier wie Götter zittern, und der jetzt, wieder einmal bin ich geneigt zu erwähnen, die Karre aus dem Dreck ziehen soll. Begleitet von einem der angesehensten Dämonenjäger mache ich mich also an das eigentlich Unmögliche – und stoße nur zu bald an meine Grenzen …

Simon R. Green ist ein Phänomen. Er ist ein Autor, der ungeheuer produktiv ist, der seine Serien, gleich ob es sich um Todsteltzer, Shaman Bond oder die Nightside handelt, immer weiter ausbaut, und sich dennoch kaum wiederholt. Vorliegend wendet er sich, natürlich wie immer wohl verpackt in eine wahre Tour de Force an Action, den Themen Religion und Politik zu.

Green philosophiert, dabei überaus amüsant zu lesen, über die Konkurrenz der Religionen untereinander, präsentiert dem Leser gerade auch mit und in der Straße der Götter ein entlarvendes Bild einer verselbstständigten, nur auf den eigenen materiellen Vorteil schielenden Kirche. Doch auch der allwissende, dennoch alles zulassende Herr im Himmel bekommt sein Fett weg. Vieles wird provokativ angerissen, soll zum Mit- und Nachdenken animieren.

Seit dem achten Band, als die Übersetzung von Oliver Hoffmann zu Dominik Heinrici wechselte, lesen sich die Bände nicht mehr ganz so rund Aufgefallen ist mir, dass der neue Übersetzer insbesondere bei der Übertragung von Redewendungen zu sehr am Original klebt (We´ll cross that Bridge when we get here), statt hier adäquate deutsche Redewendungen zu nutzen. Hier waren die Hoffmann’schen Arbeiten deutlich näher am Werk.

Insgesamt wieder ein Roman, der sich wohltuend kurz fasst, der Fans der Reihe begeistern wird und der dem Leser so manchen nachdenkenswerten Gedanken offeriert.