Michael McDowell: Blackwater 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 15. Dezember 2023 11:21

Michael McDowell
Blackwater 3
(Blackwater 5 The Fortune + 6 Rain, 1983)
Übersetzung: Andreas Decker
Titelbild: Touissaint Louverture & Pedro Oyarbide
Festa, 2023, Hardcover, 476 Seiten, 36,99 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen zurück in Perdido, Alabama, einem Kaff tief im Süden der USA. Der Ort lebte von dem einen, nach der Wirtschaftskrise verbliebenen Sägewerk und den Aufträgen, den ihnen das Militär im Kampf gegen Hitler erteilte.
Jetzt ist der Krieg vorbei, die überlebenden Soldaten kommen heim und es gilt, sich neu aufzustellen. Gut, dass die Familie Caskey mit dem eingeheirateten Billy jemanden hat, der als Buchhalter und de facto Vermögensberater das beträchtliche Familienvermögen ordnet und gewinnbringend investiert.
Elinor und ihre Tochter haben eine besondere Verbindung zum Perdido, der durch den Ort fließt. Eine Beziehung, von der niemand weiß, niemand ahnt. Einst heilten die Wasserbäder mit Flusswasser die tödlich erkrankte Frances, nun ist sie schwanger und ihre Mutter nimmt die rituellen Bäder wieder auf. Sie bringt Zwillinge, zwei Mädchen, zur Welt: die eine ein normales, gesundes Kind, die andere - etwas Anderes. Etwas, das eine Beziehung zum Perdido hat, etwas, das Frances einen neuen, anderen Weg einschlagen lässt.
In der Folge beobachten wir, wie die Familie weiter prosperiert. Neue Geschäfte werden erschlossen, Reichtum und Einfluss angehäuft. Die Familienchronik endet mit einem Dauerregen anlässlich des Ablebens einer alten, würdevollen Dame - die vielleicht ein klein wenig mehr war, als man auf den ersten Blick erkennen konnte…
Willkommen zurück in Perdido, dem Ort am gleichnamigen Fluss. Im Original aus sechs Bänden bestehend, legt Festa die große Southern-Dynasty-Saga in drei Büchern vor. So erwarten uns auch vorliegend wieder zwei Romane zwischen den Buchdeckeln, Texte, die uns unauffällig, ja behutsam die Familiengeschichte der Caskeys weitererzählen.
Ganz anders als in den meisten anderen Veröffentlichungen des in Leipzig ansässigen Verlages, stehen hier keine übernatürlichen Szenen, Horror-, Grusel- oder Schock-Elemente im Vordergrund. Die wenigen, sehr unauffällig eingestreuten phantastischen Sequenzen gehen im großen Geschehen sogar fast unter.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die Familienmitglieder, die wir über die Jahre begleiten. Wir beobachten, wie sie groß und älter werden, wie - und wichtiger noch: warum - sie sich gerade so entwickeln, wie McDowell es uns beschreibt - und wie sie von der Bühne des Lebens abtreten.
Das sind Menschen, die von ihrer Umwelt, den Geschehnissen ihrer Zeit und den Einflüssen der rivalisierenden, dominanten Frauen geprägt werden.
Vorliegend geht es um das weitere Schicksal der Familie. Die Zeit nach dem großen Krieg ist für Niemanden einfach und doch gibt es, wie überall, Gewinner und Verlierer. Durch den Zeitablauf treten neue Figuren ins Rampenlicht, ermöglichen es dem Autor uns, von anderen Charakteren und deren Entscheidungen zu berichten. Verbindendes Glied ist und bleibt natürlich Elinor, die Grand Dame des Clans, die nie vordergründig - aber sehr geschickt - ihre Strippen zieht, Intrigen spinnt und Pläne umsetzt.
Ja, es steht ein Familien-Clan im Mittelpunkt, und ja, es geht um Liebe, Neid, Missgunst, ja Hass zwischen den Verwandten - inkludiert wird ein ganz klein wenig Übernatürliches, das aber nie in den Vordergrund rückt. Passieren tut vordergründig wenig und doch fasziniert der Plot. Die Schicksale fesseln uns an die Seiten, die Geheimnisse, die Entwicklungen, die die Beziehungen zueinander nehmen, bannen uns an die Seiten, gerade auch, weil die Figuren so lebensecht, so unterschiedlich, nicht immer liebenswert aber jederzeit mega-interessant gezeichnet werden.
So bleibt auch dieses Mal als Fazit, dass die Lektüre, obzwar erneut leise Töne angeschlagen werden, fasziniert, wir gebannt der Familiengeschichte im tiefen Süden der USA folgen.