Barron, T. A.: Die Avalon-Saga (Hörbuch)

T. A. Barron
Die Avalon-Saga
1. Sieben Sterne und die Dunkle Prophezeiung
2. Im Schatten der Lichtertore
3. Die ewige Flamme
(The Great Tree of Avalon: Child of the Dark Prophecy/Shadow of the Stars/The Eternal Flame, 2004/2005/2006)
Nach den gleichnamigen Jugendromanen, dtv, 2005–2007
Aus dem Amerikanischen von Irmela Brender
Lesefassung von Katia Semprich
Gekürzte Lesung von Stefan Wilkening
Titelgestaltung von Ludvik Glazer-Naudé
Illustration/Karte von T. A. Barron
Foto von Adrienne Meister
1 Booklet à 8 Seiten
Der Hörverlag, 2009 (2005–2007), 18 CDs in 3 Juwelcases mit Display im Pappschuber, Laufzeit ca. 1359 Minuten, ca. 29,99 EUR, ISBN, 978-3-86717-530-2

Von Irene Salzmann

Aus einem Samen zog der Zauberer Merlin den Weltenbaum Avalon, in dessen Zweigen und Wurzeln Menschen, Elfen, Riesen und viele andere Wesen leben. Der Friede wird nun von dem unsterblichen Kriegsherrn Ritha Gawr und seinem Handlanger, dem Hexenmeister Kulwych, bedroht. Hoffnung kann den Völkern allein der ›wahre Erbe Merlins‹ bringen, doch ihm gegenüber steht ›das dunkle Kind‹.

Der Junge Tamwyn, der Adlermann Scree und die angehende Priesterin Elli sind im gleichen Jahr unter denselben Vorzeichen geboren – aber wer von ihnen ist der Retter und wer der Zerstörer? Sind ihre Rollen wirklich unerschütterlich festgelegt?
Um das Unheil abzuwenden, versuchen die drei zusammen mit ihren Freunden, Mittel und Wege zu finden, um Ritha Gawr zu besiegen und den Frieden nach Avalon zurückzubringen. Aber nicht jeder Weggefährte erweist sich als vertrauenswürdig. So müssen die jungen Helden immer wieder Enttäuschungen hinnehmen, viele Opfer bringen und tragische Verluste erleiden – sogar noch nach der entscheidenden Schlacht.

Thomas Archibald Barron schuf mit der »Avalon-Saga« eine Trilogie, die – wie auch einige seiner anderen Bücher – auf dem ursprünglichen Mythos um Artus, Merlin, die Ritter der Tafelrunde und die Herrin vom See beruht und einige Motive daraus in ein anderes, nicht minder bekanntes Umfeld integriert. Dieses neue Avalon wurde mit dem Bild der Weltesche Yggdrasil aus der »Edda« verknüpft, die gleichfalls das Heim vieler Völker ist. Was man aus der High Fantasy und den Märchen- bzw. Sagenwelten an Kreaturen kennt, tummelt sich in Avalon: Elfen, Trolle, Gnome, Drachen, Einhörner … und einige Wesen, die sich der Autor selbst ausgedacht hat wie die Hoolahs und den Tannenzapfengeist.
Vor dieser Kulisse, die teils vertraut, teils doch überraschend anders ist, agieren sympathische junge Protagonisten, die ihre Rollen erfüllen und sich trotzdem altersgerecht verhalten. Beispielsweise zanken sich Tamwyn und Ellie sowie Skree und Brionna ganz nach dem MottoWas sich liebt, neckt sich. Allerdings hält sich der Autor strikt an die Regeln abenteuerlicher High Fantasy und konzentriert sich auf eine spannende und dramatische, Handlung, die hin und wieder durch einige heitere Einlagen aufgelockert wird, und lässt sie nicht durch Romanzen verwässern.
Auf der Suche nach Antworten und Hilfe, um den Feind, der bedauerlicherweise eindimensional böse geschildert wird, besiegen zu können, kreuzen sich die Pfade der Charaktere und trennen sich wieder. Daraus ergeben sich mehrere Schauplätze, und stets wechselt der Autor im spannendsten Augenblick die Handlungsebene. Der Leser bzw. Zuhörer nimmt an einer aufwändig erzählten Quest teil, die ihn durch ganz Avalon führt – und man fühlt sich durchaus ein wenig an den »Herrn der Ringe« erinnert, nur dass im Fall der »Avalon-Saga« die Art der Inszenierung auch ein jüngeres Publikum (ab 12 Jahre) mit einbezieht.
Allerdings kann man die Geschichte nicht wirklich als kindlich bezeichnen, denn die Kämpfe sind oft grausam, und auch Sympathieträger sterben. Man nimmt kein Geheimnis vorweg, erwähnt man, dass das Böse besiegt wird, aber mit diesem Finale ist noch lange kein richtiges Happy End verbunden, und nicht alles entwickelt sich so, wie es der Leser/Zuhörer vielleicht gern hätte.
Der Stil des Autors ist weitschweifig, auch in der gekürzten Lesefassung. Manches, was bereits erklärt wurde, wiederholt er mehrfach, und er ergeht sich auch in reichlichen Details bei den Beschreibungen der Personen und den Szenarien. Im Hörbuch fällt dies nicht gar so sehr auf, doch in Buchform dürfte die gelegentliche Langatmigkeit gerade jüngeren Lesern einiges an Durchhaltevermögen abverlangen.
Tatsächlich profitiert das Hörbuch sehr vom lebendigen Vortrag Stefan Wilkenings. Der Sprecher verleiht jeder Figur eine individuelle Stimme, die auch einige Charakteristika transportiert wie die Arroganz von Llynia, der Anwärterin auf die Position der Hohepriesterin, die Grausamkeit von Harlech, dem Diener Kulwychs, oder die Knurrigkeit, hinter der der Tannenzapfengeists Nuic seine freundliche Natur verbirgt. Dank der hervorragenden Lesung kann man sich die Protagonisten bildlich vorstellen und nimmt Anteil an ihren Schicksalen.

Die Gestaltung der CD-Box ist hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses tadellos. In einer Pappbox sind drei Juwelcases mit je 6 CDs auf Displays zu finden. Ein kleines Manko ist, dass sich die Displays gern aushaken, wenn man beim Öffnen und Entnehmen nicht sehr vorsichtig ist.
Das Booklet, das dem 1. Teil der Trilogie beiliegt, ist mit 8 Seiten leider nicht allzu umfangreich: Es beinhaltet eine Karte des Weltenbaums, ein Inhaltsverzeichnis der CDs mit Laufzeit-Angaben, eine sehr kurze Zusammenfassung der Ausgangssituation, ein Personen-/Ortsverzeichnis, einige Sätze zu Autor und Sprecher inklusive Foto. Sicher hätte man hier etwas ausführlichere Informationen geben können.
Jedoch darf man nicht vergessen, dass man zum kleinen Preis von ca. 30,00 ein fast 23-stündiges Hörvergnügen hat, womit man wirklich rundum zufrieden sein darf.

T. A. Barrons »Avalon-Saga«, die von Stefan Wilkenings gelungen vorgetragen wird, wendet sich an die Freunde der High Fantasy. Zuhörer ab 12 Jahre, die schon einige Lese-Erfahrung haben, und auch das reifere Publikum werden von dieser etwas anderen »Avalon«-Erzählung gut unterhalten.