Emma Törzs: Ink Blood Mirror Magic (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 11. November 2023 22:52

Emma Törzs
Ink Blood Mirror Magic
(Ink Blood Sister Scribe, 2023)
Übersetzung: Diana Bürgel
Piper, 2023, Hardcover, 560 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Die amerikanische Autorin Emma Törsz unterrichtet Englisch und Kreatives Schreiben an einem College in St. Paul und hat bereits einiges an Kurzgeschichten veröffentlicht. Eine erhielt sogar 2019 einen World Fantasy Award. Nun debütiert sie in Romanlänge mit „Ink Blood Mirror Magic“, was Piper als Hardcover mit einem aufwendigen Farbschnitt herausgibt.
Die Familie Kalotay hütet eine ganze Bibliothek voller Bücher, mit denen man Magie wirken kann - vorausgesetzt, sie sind noch aktiv und man ist bereit, den Preis in Blut zu zahlen. Wichtig ist auch, dass keine dieser Schriften jemals das Haus verlässt.
Abe Kalotay bekommt zu spüren, was dann passiert. Und nun ist es an seinen Töchtern, ein Unheil aufzuhalten, das ihnen und den Büchern droht. Denn auch wenn sich Joanna und Esther entzweit haben, so werden sie doch nun für ihr Erbe verfolgt und müssen lernen, sich wieder zusammenzuraufen, um die noch gesichtslosen Feinde abzuwenden, die sie durch magische Spiegel beobachten.
Die Autorin greift tief in die Kiste mit all den archetypischen Inhalten und Klischees, die Urban Fantasy so mit sich bringt. Natürlich sind magische Schriften und so etwas wie ein zu zahlender Blutzoll nichts Neues, auch ein wenig „Das Bildnis des Dorian Gray“ darf mitschwingen, doch Emma Törsz kopiert hier keine Erfolgsrezepte, sondern spielt mit den Dingen und Erwartungen der Leser.
Immerhin erfahren diese mehr als die Figuren, deren unterschiedliche Lebenswege erst nach und nach zusammenfinden. Denn anders als Joanna, die das Haus hütet und um die Geheimnisse der Bibliothek weiß, hat Esther mit dem Thema abgeschlossen und arbeitet lieber als Forscherin an einem der kältesten Orte der Erde. Doch als sie verfolgt wird, hat sie jeden Grund nach Hause zurückzukehren.
Und dann ist da auch noch Nicholas, durch den jeder erfährt, dass die Familie Kalotay nicht die einzige ist, die solche Geheimnisse und Magie in den Mauern ihres Hauses hütet.
Die Autorin nimmt sich die Zeit, die Figuren, ihr Umfeld und ihre Beweggründe auszuarbeiten und setzt dabei weniger auf Action. Sie schafft durch die Charaktere eine Bindung zum Leser und setzt Kämpfe und Konfrontationen nur sehr sparsam ein, gibt der Erforschung der Geheimnisse sehr viel mehr Raum.
Denn tatsächlich werden es die Figuren nur schaffen, eine Lösung zusammenzufügen, wenn sie ihr ureigenes Wissen zusammenbringen. Und auch wenn die Voraussetzungen dafür bestehen, romantische Gefühle kommen eher weniger auf.
Alles in allem bleibt das Buch auf einem eher ruhigen Niveau, setzt auf die Interaktion der Figuren, beschwört Familienwerte und verzichtet weitestgehend auf Kämpfe. Eine Bedrohung schwingt natürlich immer mit und bringt ein wenig Spannung in das Geschehen. Das Buch findet sogar eine glaubwürdige Auflösung und scheint in sich geschlossen zu sein, auch wenn es natürlich noch Anknüpfungspunkte für weitere Geschichten geben könnte.
„Ink Blood Mirror Magic“ ist ein interessanter Urban-Fantasy-Roman, der nicht nur mehr auf Geheimnisse, düstere Magie und Familie setzt, sondern auch bewusst auf die Figuren konzentriert und dabei weitestgehend auf die heute übliche Romantisierung verzichtet. Das Ganze ist vielleicht einen Blick wert, wenn man es als Leser etwas ruhiger mag.