Alfred Bekker: Die Geister der Elben – Elbenkinder 6 (Buch)

Alfred Bekker
Die Geister der Elben
Elbenkinder 6
Schneider, 2011, Hardcover, 202 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-505-12580-7

Von Carsten Kuhr

Seit Jahrzehnten schon hadern die Geschwister Daron und Sarwen mit dem Schicksal. Ausgerechnet sie, die als Thronerben die Elben eines Tages anführen sollen, werden ob ihrer menschlichen Mutter angefeindet. Dass ihre Eltern, allen voran ihr verräterischer Vater, tot sind, dass ausgerechnet die Mischlinge mit den stärksten magischen Gaben bedacht wurden, die sich bei den Elben seit Generationen manifestieren, ändert nichts an der generellen Abneigung so manches Spitzohrs gegen die Geschwister.

Ihre Eltern werden totgeschwiegen, selbst ihr Großvater weigert sich, viel über die Ereignisse, die zum Verrat ihres Vaters geführt haben, preiszugeben. Ist ihr Vater, wie sie insgeheim hoffen, als Eldran, als Lichtgeist, im Land Estorien anzutreffen, ihre Mutter gar auch? Eine Frage, die sie bislang nicht beantworten konnten. Dann aber kommt ihnen das Schicksal in Form des estorianischen Thronerben zu Hilfe. Caladir, der erst siebenjährige Elbe, hat sich ganz den alten magischen Künsten verschrieben. Im Land, in dem die Zeit wesentlich langsamer verstreicht als außerhalb der Grenzen, hat er ein magisch angetriebenes Luftschiff entworfen und gebaut. Dass er ausgerechnet in Elbenhaven strandet und um Hilfe bittet, ermöglicht es den Geschwistern endlich auch auf die Suche nach ihren Eltern zu gehen.

Während sie sich mutig, zunächst aber vergebens, den Estorien angreifenden Maladran, dunklen Geistern getöteter Elfen, entgegenstellen, kommen sie ihren getöteten Eltern immer näher – bis sie eines Tages im Anführer der Maladran ihren Vater erkennen …

Ich kann es nur immer wiederholen: Schneider legt mit den „Elbenkinder“-Titeln äußerlich herausragend gestaltete Hardcover-Bände zu einem unschlagbaren Preis auf.

Inhaltlich sorgt Alfred Bekker dafür, dass die jugendlichen Leser ganz an den Seiten kleben. In den relativ kurzen Romanen erleben die beiden Protagonisten faszinierende Abenteuer, erkundet der Leser an der Seite seiner Helden immer neue Landstriche einer archaischen Welt. Dabei wird diese immer detailreicher ausgebaut, nimmt der Autor Bezug auf seine „Elben“-Romane, die zeitlich vor den „Elbenkinder“-Titeln spielen und die bei Lyx erschienen sind.

Der Plot kommt einmal mehr nach dem gewohnten Muster daher. Eine Gefahr von außen bedroht ein befreundetes Reich, das die Elben in Person der magiebegabten Kinder um Hilfe bittet. Darüberhinaus, und das ist das Besondere des vorliegenden Buches, wird erstmals stark auf die Geschehnisse in der Vergangenheit Bezug genommen. Die Kenntnis der „Elben“-Romane ist dabei zwar von Vorteil, aber nicht unbedingt vonnöten, da der Autor die Zusammenhänge kurz mit einfließen lässt.
Die Begegnung der Kinder mit ihren zu früh verlorenen Eltern wird dabei erstaunlich emotionsarm abgehandelt. Statt großer Freudenfeste oder in Selbstmitleid und Weinkrämpfen zu versinken, erfahren die Kinder lediglich, dass ihre Eltern, auch wenn sie einigen fragwürdige Entscheidungen getroffen haben, sie immer noch lieben. Das ist glaubhaft und gerade für junge Leser nicht zu emotional aufbereitet.

Insgesamt wieder ein durchaus gelungenes Buch, stilistisch der Zielgruppe angepasst relativ einfach gehalten, das alle Erwartungen erfüllt.