Wolfwalkers (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 23. Oktober 2023 12:21
Wolfwalkers
(Wolfwalkers, 2022)
Nach dem Film von Tomm Moore & Ross Steward
Adaption: Sam Satin
Zeichnungen: Tomm Moore & Maria Pareja
Übersetzung: Silvano Loreiro Pinto
Crocu, 2023, Paperback, 272 Seiten, 20,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Schon mit „Das Geheimnis von Kells“ bewies das kreative Team um Tomm Moore, das auch aus Irland phantasievolle Zeichentrickfilme kommen können, die dazu auch noch auf einem Stück einheimischer Mythologie basieren. Das ist auch bei der Vorlage der hier erschienen Graphic Novel „Wolfwalkers“ der Fall. Da der Film nur über einen der kleineren Streamingdienste anschaubar ist, ist die Adaption die einzige Möglichkeit, die Geschichte ohne Abo zu genießen.
Seit langer Zeit erzählen sich die Menschen in Irland von den „Wolfwalkers“, einem Stamm, der in der Lage ist, sich in Wölfe zu verwandeln und mit den Rudeln zu laufen. Mehr gefürchtet als geehrt, wurden sie gejagt, so dass im 17. Jahrhundert nur noch wenige von ihnen am Leben sind.
Und diesen soll der erfahrene Jäger Robin Goodfellowe auf Geheiß des Lordprotektors auch noch den Garaus machen, damit endlich die Wälder gerodet werden können. Allerdings haben beide nicht mit Goodfellowes Tochter Robyn gerechnet, die ihren eigenen Kopf hat und in der Wildnis auch noch einem geheimnisvollen rothaarigen Mädchen begegnet.
So eigenwillig wie die Hauptfigur, ist natürlich auch der Zeichenstil und die Gestaltung des Abenteuers. Denn die junge Heldin will sich nicht in die Rolle fügen, die man ihr als gute Tochter eines englischen Puritaners aufdrücken will; an Haus und Herd gebunden und natürlich nur in weiblichen Tugenden ausgebildet.
Robyn hat allerdings auch ein anderes Leben kennengelernt und ist eine gute Jägerin, so dass sie immer wieder ausbricht und im Wald die Entdeckung macht, die ihr ganzes Leben verändern soll. Denn das Mädchen, das wie ein wilder Geist erscheint, ist ihr sehr ähnlich und führt ein Leben, das sie sich mehr oder weniger ersehnt.
Und so kommt es, wie es kommen muss; die Geschichte nimmt einen interessanten Verlauf, denn in der Folge geht Robyn immer mehr ihren eigenen Weg, auch wenn sie merkt, dass sie damit ihrem Vater schadet. Allerdings gibt es auch kein Zurück mehr, denn auch eine andere Veränderung hat bereits eingesetzt.
Das Ganze ist in ungewohnten, an Holzschnitte erinnernde Zeichnungen umgesetzt und wird mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail umgesetzt. Irische Kinder werden mit Sicherheit einige der Mythen und Märchen wiedererkennen, mit denen sie herangewachsen sind, aber auch wer diese nie kennengelernt hat, wird seinen Spaß an dem Abenteuer haben. Denn es wird kindgerecht und abwechslungsreich umgesetzt, stellt vor allem Freundschaft und den Kampf für das Gute und die Natur in den Vordergrund, denn schon früh ist klar, wie die Seiten verteilt sind.
Das Geschehen ist zudem auch noch mit einem guten Schuss Humor garniert und hellt so die manchmal dunkel wirkende Handlung auf. Vor allem Kinder zwischen zehn und zwölf werden sich in den Hauptfiguren wiederfinden können.
„Wolfwalkers“ ist eine liebenswert gemachte und vermutlich auch recht werkgetreue Adaption des Films, der für die breite Masse nicht zugänglich ist. Das spannende Abenteuer weiß durch seine vielschichtigen und manchmal auch augenzwinkernd in Szene gesetzten Entwicklungen Jung und Alt gleichermaßen zu unterhalten und durchweg zu fesseln.