Carina Schnell: Die Todesbotin (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 17. Oktober 2023 12:02

Carina Schnell
Die Todesbotin
Piper, 2023, Paperback, 430 Seiten, 18,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Eerie ist eine Bean nighe, eine Banshee. Nur, dass sie ihre eigentliche Tätigkeit, den Menschen einen bald bevorstehenden, grausamen Tod vorherzusagen, gegenwärtig kaum ausübt. Seitdem sie in der Akademie des Rates ausgebildet wurde, ist sie als Wächterin des Ältestenrats in Edinburgh unterwegs. Ihr Auftrag: die menschlichen Jäger, die es sich zur Aufgabe gemacht haben alle übernatürlichen Wesen gnadenlos auszurotten, umzubringen. Ja, sie ist eine Killerin, eine sehr erfolgreiche Attentäterin, und wird auch immer wieder schon auf potentielle Rekruten der Jäger angesetzt.
Als Eerie von einem Kurzeinsatz in den Highlands in ihre Heimatstadt zurückkehrt, erfährt sie, dass Edinburgh aktuell von einem Serienkiller heimgesucht wird. Statt dass der Rat aber sie auf den Mörder an Menschen wie daoine sìth ansetzt, bekommt sie einen menschlichen Doktoranden als neues Zielobjekt zugewiesen. Dass Jäger in der Stadt, in ihrer Stadt sind, erfährt sie nur über die Gerüchteküche. Mehr noch, als sie versucht mehr über die Verbrechen herauszufinden, wird sie vom Rat zurückbeordert. Sie hat sich allein um Adam, ihr Zielobjekt, zu kümmern, alles andere liegt in der Hand des Ältestenrats.
Zusammen mit ihrem neuen Mitbewohner, einem vorlauten Pixie, kann sie es natürlich nicht lassen, den Verbrechen doch nachzuspüren - zumal Adam, ihr eigentliches Hit-Ziel, gar zu unschuldig und faszinierend auf sie wirkt. Dabei kommt sie - nein, lesen Sie mal lieber selbst…
Carina Schnell macht Vieles in diesem Roman richtig. Zunächst merkt man der Verfasserin an, dass sie Land und Leute kennt und sich in und um Edinburgh gut auskennt. Die Beschreibungen des Settings wirken detailreich und glaubwürdig.
Auch die übernatürliche Welt, die die Autorin uns hier vorstellt, ist interessant. Ohne hier zu viel zu erklären, lernen wird diese peu a peu über die Erfahrungen unserer Erzählerin kennen. Besonders anzumerken ist, dass Schnell es vermeidet, zu ausgelutschte Spezies zu nutzen und dann auch noch lieber auf eher ungewöhnlich Handelnde ausweicht. Eine Banshee, Powries, Unseelie - das Figuren-Ensemble ist abwechslungsreich und durch seine Auswahl her für den Leser zumeist frisch und interessant.
Die Handlung selbst galoppiert ein paarmal unerwartet flott voran, legt dann wieder eine kleine Pause ein und birgt einige wenige, unauffällige Brüche. Der Romance-Faktor ist wohltuend niedrig - obwohl die Liebesgeschichtenatürlich ein Bestandteil des Plots ist -, so dass sich die Lektüre recht munter und temporeich anlässt. Was mir ein wenig gefehlt hat, ist die moralische Aufarbeitung Eeries Jobs; sie bringt (bis dahin zumindest) unschuldige Menschen um, ohne diese Tätigkeit, die Missionen, wirklich zu hinterfragen oder zu werten. Hier vermisste ich ein wenig mehr Gewissen bei unserer Erzählerin.
Alles in allem ist „Die Todesbotin“ ein durchaus nettes Buch für einen düsteren Herbstnachmittag, eine Urban Fantasy, die sich vor angloamerikanischen Konkurrenten nicht zu verstecken braucht.