Josef Friedrich Ofner: Der mehrfache Heldentod (Buch)

Josef Friedrich Ofner
Der mehrfache Heldentod
Nachwort: Lars Dangel
Titelbild: August Rappsilber und Rudolf Kleinecke
Verlag Dieter von Reeken, 2023, Paperback, 126 Seiten, 12,50 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

1921 erschien vorliegende Novelle in 22 Fortsetzungen in der Deutsch-Österreichischen Tages-Zeitung. Bemerkenswert insoweit, als neben der deutlich zutage tretenden Deutschtümelei als Aufhänger für die Geschichte die Möglichkeit einer Zeitreise gewählt wurde.


Der Inhalt ist schnell zusammengefasst. Wir lernen unseren Erzähler, den in Wien ansässigen, geborenen Deutsche Ludwig Standbeck kennen, als er unglücklich verliebt ist. Seine Zuneigung, obzwar von der Mutter der Angebeteten unterstützt, fruchtet nicht, da die junge Dame unsterblich in Harald Bittrich verliebt ist. Als Ludwig sich mit Harald anfreundet, gerät die emotionale Achterbahnfahrt zunächst in den Hintergrund, vertraut Harald seinem Freund doch an, dass er mittels Tröpfchen aus einer mysteriösen Quelle die Fähigkeit erhalten hat, durch die Zeit zu reisen. Erst wenn er in der Vergangenheit getötet wird, materialisiert sein Körper wieder in der Jetztzeit. Dabei hat er einen Plan: Er will die „deutsche Kultur“, die „deutsche Rasse“ verbessern und durch Änderung der Vergangenheit zu Glanz und Gloria führen. Solange er fort ist, soll Ludwig auf seine Wohnung aufpassen. Die Jahre vergehen, die „deutsche Rasse“ floriert und Ludwig kommt doch noch mit seiner Geliebten zusammen - bis er im Lazarett auf seinen alten, tödlich verwundeten Freund stößt.

 

Was die Novelle besonders macht ist, dass der Verfasser, wie auch Lars Dangel in seinem langen, informativen und umfassenden Nachwort ausführt, zwar die technische Seite einer Zeitreise komplett ausklammert, dafür aber die Problematiken, die die allermeisten Verfasser derartiger Werke vergessen, thematisiert. In früheren Zeiten hat man anders gesprochen, das moderne Deutsch würde dort niemand verstehen, man selbst die Menschen der vergangenen Ära auch kaum. So lernt unser Zeitreisender mühsam Alt-Hochdeutsch, studiert Gebräuche und Verhaltensweisen. Die Liebesgeschichte selbst ist eher banal, die Anbiederung an alles Deutsche stößt ein wenig auf, ist aber dem Zeitgeist geschuldet.

Insgesamt ein durchaus lesbarer Kurzroman, der durch das fundierte Nachwort noch aufgewertet wird.