Peter Prange: Der Traumpalast: Im Bann der Bilder (Hörbuch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 23. September 2023 13:57
Peter Prange
Der Traumpalast: Im Bann der Bilder
Sprecher: Frank Arnold
Argon, 2021, 2 mp3-CDs, ca. 25 ½ Stunden, ca. 25,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Hörbücher sind heute beliebter denn je, weil sie Vielen das Lesen der Texte ersparen, aber die wenigsten erscheinen noch auf CD. Meistens sind sie nur noch als Download oder über Streamingportale erhältlich. Aber es gibt noch Labels, die die Texte zumindest in einer mp3-Fassung herausgeben, so wie etwa Argon. Das ist auch mit der Duologie von Peter Prange geschehen. „Der Traumpalast: Im Bann der Bilder“ ist nun der erste Teil, vorgetragen von Frank Arnold.
Die letzten Monate des Ersten Weltkriegs und die Spanische Grippe halten die Menschen fest im Griff, als eine neue Idee aufflammt und ihnen wieder Hoffnung gibt. Denn mit den Stummfilmen können sie in den ersten Kinos zumindest für eine Weile ihre Sorgen vergessen.
Auch werden neue Träume geboren, so wie bei Rachel Rosenberg, die alles daran setzt eine Journalistin zu werden. Sie begegnet dabei auch dem jungen Lebemann und Bankier Konstantin Reichenbach, der ihr Leben für immer verändern wird.
Tino lebt ebenfalls einen Traum. Er unterstützt diejenigen, die Hollywood mit einer eigenen Traumfabrik Paroli bieten wollen und so die UFA aus der Taufe heben, die Universum Film AG.
Das Hörbuch deckt wie der Roman die Jahre zwischen 1917 und 1925 ab, in denen die beiden Protagonisten und ihr Umfeld Einiges durchmachen müssen - vom Ende des Krieges und Kaiserreiches, über die Spanische Grippe bis hin zur Inflation. Aber die Veränderungen, die damit einher gehen, reißt beide mit; sie wollen Wege gehen, die ihre Eltern noch nicht beschritten haben, vor allem Rachel, die endlich das tun will, was Frauen bisher verschlossen war: selbstbestimmt leben und einen Beruf ausüben. Doch wie man sich denken können, legt man ihr zumindest in letzterem immer wieder Steine in den Weg - doch sie lässt sich nicht unterkriegen.
Gerade in der Handlungsebene von Tino, die ja viel mit den historischen Persönlichkeiten der UFA zu tun hat, wirft der Autor aber auch einen Blick auf die politischen Entwicklungen in der jungen Weimarer Republik. Auch wenn die Nationalsozialisten eher noch ein kleines Licht sind, sie fangen schon an, die engstirnigen und erzkonservativen Kreise für sich zu nutzen.
Das Ganze ist spannend erzählt, gerade wenn der Autor auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen eingeht. Es ist schon interessant zu sehen, aus welchen Beweggründen die UFA gegründet wurden, welche Wagnisse die Kunstschaffenden eingingen und welche Deals sie schlossen. Gleichzeitig ist das Geschehen auch verbunden mit dem neuen Selbstbewusstsein der jungen Frauen, die mehr als nur Ehefrau und Mutter sein wollen, aber auch den queeren Menschen. Heraus kommt dabei ein buntes Sammelsurium von Themen, das zu unterhalten weiß und den Hörern ein Gefühl für die damalige Zeit vermittelt.
Frank Arnold gelingt es, die Geschichte lebendig und kurzweilig vorzutragen, und auch die Stimmen der Personen nachzuahmen, von denen tatsächlich Tondokumente erhalten geblieben sind. Alles in allem kann man ihm gut zuhören, denn der Vortrag bleibt von Anfang bis Ende durchweg lebendig.
„Der Traumpalast: Im Bann der Bilder“ deckt die ersten Jahre der Weimarer Republik mit all ihren Höhen und Tiefen ab. Zwei Schicksale sind eng miteinander verbunden, auch wenn ihre Lebenswelten andere sind. Aber dadurch entsteht ein kurzweiliges und buntes Sittengemälde, dem man auch im Hörbuch sehr gut folgen kann.