Jonathan Stroud: Das Amulett von Sarmakand – Bartimäus 1 (Comic)

Jonathan Stroud
Das Amulett von Sarmakand
Bartimäus 1
(A Bartimaeus Graphic Novel – The Amulet of Sarmarkand, 2010)
Aus dem Englischen von Katharina Orgass und Gerald Jung
Titelillustration und Zeichnungen von Lee Sullivan
Kolorierung von Nicolas Chapuis
cbj, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 144 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-570-15315-4

Von Irene Salzmann

Der Zauberlehrling Nathanael studiert die Kunst der Magie bei dem strengen Meister Underwood, der ihm bislang nicht allzu viel beibrachte, da der alte Mann selbst nur ein kleines Licht ist. Längst hat sich der Junge viele Kenntnisse angeeignet, von denen sein Lehrer nichts ahnt. Es gelingt Nathanael sogar, einen Dämon zu seinem Diener zu machen: Bartimäus ist uralt, gerissen, sehr mächtig und alles andere als erfreut, einem Kind zu Willen sein zu müssen.

Nathanael trägt ihm auf, einem anderen Zauberer ein wertvolles Amulett zu stehlen. Es handelt sich dabei um eine Revanche dafür, dass Lovelace ihn in aller Öffentlichkeit blamierte. Die Tat hat Konsequenzen in einem Ausmaß, die Nathanael niemals für möglich gehalten hätte, denn Lovelace befindet sich im Zentrum einer gewaltigen Verschwörung und sieht durch diese Attacke seine Pläne gefährdet. Allein Bartimäus hat es Nathanael zu verdanken, dass er Lovelace entwischen kann. Da der Junge und der Dämon einander brauchen, schmieden sie gemeinsam Pläne, um den machthungrigen Gegenspieler aufzuhalten, der seine Kollegen in eine tödliche Falle locken will...

Die vollfarbige Graphic Novel „Das Amulett von Sarmakand“ folgt der Handlung des gleichnamigen Jugendbuchs und ersten Teils der „Bartimäus“-Tetralogie (ein viertes Buch ist kürzlich erschienen) des britischen Autors Jonathan Stroud. Die passenden Illustrationen steuerte Lee Sullivan bei, der unter anderem die Serien „Dr. Who“, „Judge Dredd“ und „Transformers“ gezeichnet hat. Inwieweit die Comic-Adaption die Roman-Handlung umsetzt oder Lücken lässt, können nur jene ersehen, die beide Fassungen gelesen haben.

Die Story beginnt mittendrin, und aus Rückblenden erfährt man Näheres über Nathanaels Motive. Er hat praktisch die Rolle eines Harry Potters oder Timothy Hunters („Die Bücher der Magie“) inne. Der eigentliche Held ist jedoch die Titelfigur Bartimäus, dessen Geschichte häppchenweise durch die Erinnerungen anderer Kollegen angedeutet wird, aber hier von geringerer Bedeutung ist als seine Beweggründe, Nathanael zu helfen. Wie bei Goethes „Zauberlehrling“ geht erst einmal alles gründlich schief für Nathanael. Die Folgen sind schlimm, nur ist hier kein Meister präsent, der das Chaos in Ordnung bringt. Stattdessen eskaliert die Situation, Nathanael verliert alles, sammelt weiter unliebsame Erfahrungen und muss lernen, dass er für sich und seine Taten verantwortlich ist. Er und der Dämon haben einander in der Hand: Bartimäus ist durch einen Zauber gebunden und braucht Nathanael, um seine Freiheit wiederzuerlangen. Dieser wiederum schwebt aufgrund seines Wissens und seiner Kenntnisse in Lebensgefahr und benötigt einen Verbündeten, um eine Katastrophe abzuwenden. So raufen sie sich schließlich zusammen und finden einander mit der Zeit sogar sympathisch, ohne es jedoch zugeben zu wollen. Sie nähern sich mit der Zeit einander an: Der Junge wird reifer, der alte Dämon, der sich oft das Aussehen eines Teenagers gibt, beginnt, seinen Meister zu verstehen und die große Bedrohung als solche zu sehen.

Obwohl der Band ein rundes Ende hat, macht das Verhältnis der beiden deutlich, dass noch Raum ist für eine Menge weiterer spannender Abenteuer, in denen ein fiktives London der vielleicht 1950er Jahre mit Mythologie und viel Fantasy verknüpft werden.

Hat man Spaß an phantastischen Büchern und Comics, die sich um Zauberlehrlinge und ihre dienstbaren Geister drehen, oder ist man bereits ein „Bartimäus“-Fan, dann wird man die ansprechend gestaltete Graphic Novel gewiss gern seiner Sammlung hinzufügen wollen.