P. Djèlí Clark: Meister der Dschinn (Buch)

P. Djèlí Clark
Meister der Dschinn
(A Master of Djinn, 2021)
Übersetzung: Bernd Sambale
Cross Cult, 2023, Paperback, 566 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Manchmal ist es nicht unbedingt die Handlung, die aus der Masse heraus ticht, sondern eher das Setting. Und das gelingt P. Djèlí Clark mit seinem preisgekrönten Werk „Meister der Dschinn“ ausgezeichnet, denn die Geschichte ist nicht nur zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem alternativen Steampunk-Universum angesiedelt, sondern auch noch in einem osmanisch geprägten Ägypten, in dem auch die alten Religionen noch eine Berechtigung haben.

 

Ein grausamer Mord an mehreren Mitglieder einer einstmals geheimen Bruderschaft von Europäern und Orientalen erschüttert Kairo im Jahr 1912. Dafür verantwortlich zeichnet sich ein Mystiker, der mit seinen Schriften und seinem Handeln vor mehr als vierzig Jahren den Schleier zwischen der magischen und diesseitigen Welt durchbrach. Doch ist Al-Dschahiz wirklich zurück? Mit der Aufklärung des Falls beauftragt wird die junge, selbstbewusste Mord-Ermittlerin Fatma, die mehr als bereit ist, den Schuldigen zu finden, auch wenn zunächst jede Spur erst einmal in die Irre zu führen scheint. Sie muss Erfolg haben, um den Frieden in der Stadt wiederherzustellen.


Die Handlung mag nichts Besonderes sein - viele Kriminalgeschichten (auch die mit phantastischem Hintergrund) verlaufen auf eine ähnliche Weise; was diesmal wirklich fasziniert, ist das Setting, das nicht in Europa oder Amerika spielt, sondern in der orientalische geprägten Metropole Kairo, in der sich Vergangenheit und Gegenwart verbinden, man den westlichen Entwicklungen nicht abgeneigt ist, aber auch die Traditionen zu schätzen weiß, seien es nun die arabisch oder altägyptisch geprägten.

Magische Wesen der dazu passenden Folklore sind ebenso natürlich in die Geschichte eingebunden, wie Maschinen aller Art. Die Gesellschaft erinnert an das moderne Ägypten, auch wenn dort ein König herrscht. Aber immerhin ist Ägypten kein Kolonialland, sondern steht gleichberechtigt neben den Staaten der westlichen Welt.

Die Ermittlerin fällt ebenfalls aus dem Rahmen, ist sie doch eine der Frauen, die aus dem üblichen Rollenverständnis ausgebrochen ist und einen eher männlichen Beruf ausübt. Aber sie wird nicht lange belächelt. Immerhin ist sie damit auch eine Vorreiterin und Unterstützerin der Frauenrechtsbewegung.

Das Ganze liest sich flüssig und ohne Längen. Dem Autor gelingt es, Bilder im Kopf zu erzeugen und die Spannung hoch zu halten. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, ebenso wie der Hintergrund, und auch die Geschehnisse sind klug aufeinander aufgebaut und führen zu einem glaubwürdige Abschluss.

„Meister der Dschinn“ ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger Steampunk-Roman ,der alles richtig macht - denn die Spannung stimmt, die Handlung bietet zudem viel Ambiente und ein ungewohntes, aber gerade deswegen faszinierendes Setting, in dem alles wunderbar zusammen passt.