Ingrid Zellner: Rattenweihnacht (Buch)

Ingrid Zellner
Rattenweihnacht
Oertel + Spörer, 2023, Taschenbuch, 248 Seiten, 13,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ingrid Zellner wurde 1962 in Dachau geboren und studierte neben Theaterwissenschaften auch Neuere Deutsche Literatur und Geschichte. Sie arbeitete als Dramaturgin an mehreren Theatern und freiberufliche Übersetzerin, Schauspielerin und nicht zuletzt auch als Autorin. Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern. Erschienen ist nun mit „Rattenweihnacht“ ihr aktueller Roman.


Im beschaulichen Dörfchen Buchelfingen geht alles seinen geregelten Gang - bis überraschend eine Frau auftaucht, die ihr Gedächtnis verloren hat. Das Mädchen, das sich zunächst um sie kümmert, gibt ihr den Namen Maria, später kommt sie bei den seltsamen „Biber“-Brüdern unter. Gunnar und Leander haben allerdings andere Probleme, ist ihre Mutter doch seit einer Woche verschwunden, zudem erhalten sie seitdem Drohbriefe, die mit Vergeltung für begangene Verbrechen drohen. Könnte Maria etwas damit zu tun haben? Was verbirgt die Dame und vor allem: Hat sie wirklich alles vergessen?

 

Es sind immer die Krimis, die mehr im Gedächtnis bleiben, wenn sie von ganz normalen Menschen und ihren Geheimnissen handeln. Schon auf den ersten Seiten bekommt man ein klares Bild von den Verhältnissen in Buchelfingen gezeichnet, den schrägen, wie auch den normalen Figuren.

Vermutlich wäre die Vorgehensweise bei einer Person ohne Gedächtnis anders, würde das in einer größeren Stadt und vor allem in der Realität geschehen. Aber hier biegt die Dorfbevölkerung, einschließlich der Polizei und des Pfarrers, alles geschickt so hin, dass die Geschichte in Gang kommt. Denn man merkt schnell, dass sich alles wohl um die Geheimnisse der Gebrüder Biber dreht, die Einiges zu verbergen haben und nicht nur die verschrobenen Kerle sind, die es einfach noch nicht geschafft haben, aus Hotel Mama auszuziehen.

Die Geschichte entwickelt sich gelungen, immer wieder gibt es Andeutungen und Hinweise, wer Maria sein könnte und dass sie nicht zufällig im Dorf ist, aber auch viele alltägliche Momente, die den Charakteren mehr Farbe geben.

Die Auflösung ist mehr als gelungen, denn sie bietet auch für den Leser Einiges an Überraschungen und zudem auch noch eine gewisse Befriedigung, denn die Schuldigen bekommen mehr oder weniger, was sie verdienen. Und der Rest kann endlich die Schatten der Vergangenheit hinter sich lassen. Das Buch wird zügig erzählt und hat keine Längen.

Das macht „Rattenweihnacht“ zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Krimi, der sich zwar Einiges zurechtbiegt, aber gerade dadurch erst sympathisch und spannend bis zur angemessenen Auflösung bleibt.