Lars Dangel (Hrsg.): Der Ring des Thoth und andere schaurige Kostbarkeiten (Buch)

Lars Dangel (Hrsg.)
Der Ring des Thoth und andere schaurige Kostbarkeiten
Titelbild: Sir Lawrence Alma-Tadema
Edition Dornbrunnen, 2023, Taschenbuch, 172 Seiten, 9,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Wir kennen Lars Dangel als profunden Kenner der klassischen Schauer-Literatur. Im Rahmen seiner fast schon wissenschaftlich zu nennenden Beschäftigung, Aufarbeitung und Wiederentdeckung phantastischer Kostbarkeiten hat er bereits diverse entsprechende Sammelbände vorgelegt. Immer wieder weist er dabei darauf hin, dass Autoren aller Couleur damals, gerne und oft auch aus merkantilen Überlegungen, kürzere Texte für Periodika verfassten, in denen sie abseits ihres sonstigen literarischen Feldes gewildert haben. Bekannte und beliebte Verfasser der Kaiserzeit haben so immer wieder auch unheimliche Geschichten erzählt, einen Ausflug auf die Seite des Makabren, des Unerklärlichen, des Grauenhaften gewagt.

In dieser sehr preiswerten neuen Veröffentlichung im gerade auch in Fan- und Genre-Kreisen zu Unrecht kaum bekannten Edition Dornbrunnen hat er nun herausragende Erzählungen zusammengefasst und dem Leser neu zugänglich gemacht. Gerade weil die ursprünglichen Veröffentlichungen in seinen Anthologien - von den Originalpublikationen mal gar nicht zu sprechen - zumeist nur in sehr kleiner Auflage erschienen und kaum mehr erhältlich sind eine Chance für alle Interessierten, sich den klassischen übernatürlichen Texten anzunähern und einmal, ganz der Reihenbezeichnung folgend („Dornbrunnen Taschenschmöler“), zu Schmökern.

Dabei hat er einige der bereits in den erwähnten Anthologien abgedruckten Storys noch einmal aufgegriffen - galt und gilt es doch vornehmlich, das Interesse des potentiellen Käufers zu wecken.


Inhaltlich hält der Titel jede Menge thematisch unterschiedlichste Plots bereit. Da geht es um ein antikes Volk, das in Haimenschen verwandelt wurde und die Küste vor Arabien und Nordafrika heimsucht; um eine italienische Geisterstadt, die immer zur Mittagszeit die Besucher in ihre untoten Gassen entführt; um ein Paar, das im Gebirge das Glück findet bis die Ehefrau stirbt und zeitgleich eine Katze, die sich recht ungewöhnlich benimmt auftaucht: um einen scheinbar nicht alternden Alt-Ägypter, der seine gestorbene, wahre Liebe im Museum sucht und findet; um eine ägyptische Prinzessin, die wiedererweckt ihre Libido auslebt, um Funde in einem alten Schloss, um einen gar merkwürdigen Glockenspieler in Sibirien, um Geister, Untote, merkwürdige Gebäude und verschollene Völker.


Das ist sowohl sprachlich wie inhaltlich weit von dem modernen, plakativen Horror entfernt. Blutgemetzel, Schock-Effekte waren damals unbekannt, ja verpönt. Es galt, den Leser zu verunsichern, was Realität, was Phantasie ist, einen Schauer den Rücken hinunterlaufen zu lassen. Dabei haben die Geschichten, so alt sie auch sind, das Potential ihre Rezipienten zu faszinieren und zu unterhalten. Für welche der modernen Erzählungen wird dies in 100 Jahren wohl auch gelten? Also, greifen Sie insbesondere auch wegen des sehr moderaten Preises ruhig einmal zu und lassen sich verzaubern.