Emma Temple: Der Tanz des Maori (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 16. Januar 2011 18:49
Emma Temple
Der Tanz des Maori
Titelgestaltung von semper smile und Cornelia Niere mit Bettina Steenbeeke unter Verwendung einer Abbildung von Artem Efinov/Shutterstock (Symbol) und Richard Schulz/Corbis (Landschaft)
Landkarte von cartomedia
Piper, Taschenbuch, 478 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-25932-3
Von Irene Salzmann
Sina und Katharina, zwei deutsche Studentinnen, bereisen Neuseeland, das Land ihrer Träume. Zufällig lernt Sina Brandon kennen und lieben, einen angehenden Kapitän und Erben einer Schifffahrtslinie. Als sie seinem Großvater vorgestellt wird, kommt es zum Eklat.
Der alte Mann erpresst Brandon mit der Drohung, ihm alle Konten zu sperren und sämtliche Berufsmöglichkeiten zu vereiteln, falls er sich nicht sofort von Sina trennt. Die Gründe nennt er nicht. Zum Schein gibt Brandon nach, trifft sich jedoch heimlich weiter mit Sina, die schließlich als Assistenzärztin nach Neuseeland zurückkehrt und das Rätsel aufklären will. Ein Fotoalbum, welches das Bild einer jungen Frau – Ava – enthält, der Sina wie aus dem Gesicht geschnitten ist, muss der Schlüssel sein. Ruiha, eine alte Einheimische, behauptet, Avas Geschichte zu kennen und enthüllt ein Drama, das Sina und Brandon gleichermaßen betrifft...
Emma Temple ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die mit „Der Tanz des Maori“ einen romantisch-dramatischen Roman in der Tradition von Victoria Holt („Die geheime Frau“, „Das Haus der tausend Laternen“, „Der Fluch der Opale“ etc.) abgeliefert hat. Allerdings spielt die Handlung durchgehen im 20. Jahrhundert, hauptsächlich in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg und um die Jahrtausendwende und wurde mit vagen Mystery-Elementen versehen. Man merkt dem Buch an, dass Emma Temple einiges Hintergrundwissen über Neuseeland besitzt, das sie einfließen lässt, wann immer die Geschichte und die geografischen Gegebenheiten von Relevanz sind. Jedoch lässt sie sich nicht von ihrer Begeisterung für die exotische Kulisse dazu hinreißen, diese zu einem unrealistischen und süßlichen Szenario zu verklären.
Sina steht kurz vor dem Abschluss ihres Studiums und möchte einen Traum realisieren, bevor ihr die Wirklichkeit als Assistenzärztin keine Zeit mehr dafür lässt. Dabei verliebt sie sich Hals über Kopf in Brandom und siedelt ihm zuliebe in ihre Wahlheimat über – trotz der Widrigkeiten, die sie dort erwarten: Weshalb beharrt Brandons Großvater auf einer Trennung? Was hat die Geschichte von Ruiha und Ava mit Sina zu tun? Kann sie sich wirklich auf Brandon verlassen, der den erstaunlichen Enthüllungen mit wachsender Skepsis begegnet?
„Der Tanz des Maori“ erzählt in der Rahmenhandlung die Geschichte von Sina und Brandon, die beide wenig zur Lösung des Rätsels beitragen, da sie im Prinzip nur Zuhörer sind. Erfahrene Leser erraten früh die Zusammenhänge, da die Autorin genügend kleine Hinweise einstreut, die auf die richtige Spur lenken und gleichzeitig ein schlüssiges Gerüst für die Tragödie liefern, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen. Ruihas Erzählung ist der Kern des Buchs und beschreibt, immer wieder unterbrochen von der Gegenwartshandlung, die ihrerseits mit kleinen Konflikten aufwartet, was die europäischen Auswanderer vor rund einhundert Jahren auf sich nahmen, hoffend, am anderen Ende der Welt ihr Glück zu machen. So gelangte auch Ava nach Neuseeland und wurde die Frau eines ihr völlig fremden Mannes, mit dem sie eine überraschend glückliche Ehe führte, bis ihnen ein betrügerischer Geschäftspartner alles nahm – und schlimmer. Stellenweise agieren die Protagonisten zu blauäugig, hilft deus ex machina etwas zu oft aus, fallen die Puzzlestücke zu leicht an die richtigen Plätze. Allerdings entspricht das genau dem, was die Zielgruppe erwartet: eine exotische Kulisse, attraktive und sympathische Protagonisten, ein brisantes Familiengeheimnis und das krönende Happy End. Auf die kaum wahrnehmbaren Mysterie-Elemente (Sinas Träume) hätte durchaus verzichtet werden können.
Emma Temple schreibt routiniert und trifft mit ihrem Thema den Nerv von romantischen Leserinnen ab 15 Jahre, die Freude an Liebesromanen haben, in denen Vertrautes und Exotisches miteinander verknüpft wird und ein tragisches Schicksal mehrere Generationen miteinander verbindet.