K. J. Parker: Ein praktischer Ratgeber zur Eroberung der Welt (Buch)

K. J. Parker
Ein praktischer Ratgeber zur Eroberung der Welt
(A Practical Guide to Conquering the World, 2021)
Übersetzung: Michaela Link
Panini, 2023, Paperback, 394 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vorhang auf zum dritten Band der Trilogie, die der Verfasser zwar in der inzwischen bekannten Welt, aber an einem neuen, unverbrauchten Schauplatz angesiedelt hat.

Es heißt also Abschiednehmen von unserer bedrängten Stadt und von Orhan, dem Ingenieur sowie Notker dem Schauspieler und willkommen Felix Boioannes, der Jüngere. Felix, das heißt „vom Glück begünstigt“, und ob dies tatsächlich der Fall ist, bleibt zunächst einmal dahingestellt und darf letztlich bezweifelt werden - oder doch nicht?

Als dunkelhäutiger Robur wurde er als Übersetzer an den Hof der Echmen, der mächtigsten bekannten Nation, entsandt. Als bekannt wird, dass die Robur von Aggressoren ausgelöscht wurden, werden seine diplomatischen Kollegen entsorgt - dauerhaft versteht sich - und er dient als Übersetzer den Botschaftern der Hus, einem wilden Nomadenstamm am Hof.

Als die Huf-Nation von den Echmen gefangengenommen und für den Bau einer großen Mauer eingesetzt wird, hat Felix einen Plan - einen waghalsigen, einen aberwitzigen, einen unmöglichen Plan, wie man die mächtigste Nation unter der Sonne in die Knie zwingen kann; das kann, das wird niemals gelingen, oder doch?


K. J. Parker alias Tom Holt bleibt sich im abschließenden Band der Trilogie treu und betritt doch gleichzeitig Neuland. Nicht länger beschränkt er sich auf die Bühne der belagerten Stadt, offeriert uns aber wieder einen recht zynischen Erzähler, der mit seiner Rolle so gar nicht zufrieden zu sein scheint. Am Liebsten würde er nur mehr in der größten Bibliothek der Welt schmökern, sich von den Resten der luxuriösen Buffets mästen und die Sorgen den Anderen überlassen.

Doch will er dies wirklich? Es sind Zweifel angesagt, ob er wirklich so egoistisch und uninteressiert ist, wie er tut. Das Verhältnis zwischen ihm und der von ihm zunächst geretteten Huf-Prinzessin, die sich später revanchiert, ist geprägt von den kulturellen wie charakterlichen Unterschieden der Beiden. So verschieden sie sind, ihre Wortgefechte und die geschickte Manipulation Felix’ bergen jede Menge Situationskomik und verblüffende Offenbarungen. Der Besuch bei den unterschiedlichsten Stämmen dient dann als Gelegenheit, die jeweiligen Besonderheiten und Absurditäten der Völker herauszustellen und näher zu betrachten.

Vom Schicksal und dem Autor herausgefordert reiht sich Felix dann doch unauffällig, fast schon schleichend, in die Reihe seiner Vorgänger ein. Er ist intelligent, geschickt, immer vorausdenkend und dabei nach außen hin eher unbedarft, ja harmlos wirkend. Man unterschätzt ihn gerne, er stapelt bewusst tief, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Das ist ein Protagonist, dem man zunächst neugierig, dann verblüfft und schließlich voller vergnüglicher Begeisterung in seine Abenteuer folgt.

So ist dies ein würdiger, ein unterhaltsamer, ein an manchen Stellen nachdenklicher, dann wieder rasanter Abschluss einer der ungewöhnlichsten Fantasy-Reihen, die ich kenne. Endlich einmal kein uniformer Einheitsbrei, stattdessen intelligente, augenzwinkernde Plots mit differenziert ausgestalteten Figuren und ungewöhnlichen Lösungswegen.