My Boy 4 (Comic)

Hitomi Takano
My Boy 4
Übersetzung: Nana Umino
Cross Cult, 2023, Paperback, 160 Seiten, 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

In der Gesellschaft sind solche Freundschaften nicht gerne gesehen, und so mussten die dreißigjährige Satoko Tawada und der zwölfjährige Mashu am Ende auch die Konsequenzen ziehen, denn der jungen Frau blieb nichts anderes übrig, als Tokio zu verlassen.

Drei Jahre sind seither vergangen. Satoko lebt wieder in ihrem Elternhaus, dem sie eigentlich entfliehen wollte und fühlt sich leer und einsam, denn sie hat es nicht geschafft, wieder Anschluss zu finden. Da begegnet sie eines Tages dem jetzt fünfzehnjährigen Mashu.

Und das löst bei beiden nicht nur Schrecken und Überraschung aus, tatsächlich beginnen sie sich schon bald wieder zueinander hingezogen zu fühlen, auch wenn die Ältere weiß, dass sie es eigentlich nicht sollte. Doch ihre Lebensgeister kehren zurück.


Und auch Mashu hat das Band, das sich zwischen ihnen gebildet hat, weder durchtrennt, noch vergessen, auch er möchte wieder die Nähe zu ihr. Erstmals wird die Geschichte deshalb auch aus seiner Sicht miterzählt. So bekommen die Leser das Ringen um die Gefühle auf beiden Seiten glasklar mit und dürfen an den Entwicklungen teilhaben, die natürlich immer noch sehr vorsichtig vonstatten gehen und völlig frei von der sexuellen Note sind.

Auch wenn Mashu jetzt vielleicht in das Alter kommt, die Beziehung zwischen ihm und der viel älteren Frau, die seine Mutter sein könnte, ist auf ganz anderer Basis gebaut, denn die beiden schwingen eher auf der gleichen Wellenlänge.

Der Band bleibt seltsam offen, nimmt sich aber die Zeit, erste Weichen zu stellen, die jetzt wohl langsam aber sicher eine Entscheidung herbeiführen werden. Mit feiner Feder erzählt die Künstlerin von einer Bindung, die über Verlangen hinausgeht und gerade deswegen auch sehr feinfühlig und still bleibt.

„My Boy“ bleibt sich selbst treu und bringt Satoko und Mashu zwar wieder zusammen, behandelt die Entwicklung der Gefühle aber mit sehr viel Respekt und Fingerspitzengefühl, so dass man merkt, wie lebensnah die Geschichte bleibt.