The Royal Doll Orchestra 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 27. März 2010 07:34
Kaori Yuki
The Royal Doll Orchestra 1
(Guignol Kyutei Gakudan 1, 2009)
Aus dem Japanischen von Antje Bockel
Carlsen, 2010, Taschenbuch, 206 Seiten, 5,95 EUR, ISBN 978-3-551-75225-3
Von Irene Salzmann
Ein geheimnisvolles Virus breitet sich aus, und jeder, der infiziert wird, verwandelt sich in eine seelenlose Puppe, einen Guignol, der Menschenfleisch frisst und durch seinen Biss das Virus weiter gibt. Um sich zu schützen, verbrennen die Bewohner von Toussaint die Guignols und die Toten.
Heliodor, der Schlossherr, bittet um Hilfe, und der königliche Hof entsendet das inoffizielle königliche Orchester, über das gemunkelt wird, seine Mitglieder wären Diebe, Mörder und alles andere als ehrbare Personen: Rutil, den jeder für eine schöne Frau hält und der eine ganz besondere Stimme hat, Kohaku, der mit Geige und Pistole gleichermaßen gut umgehen kann, und Gwindel, der starke, Igel liebende Cellist.
Die drei merken sofort, dass in Toussaint etwas nicht stimmt. Die Bevölkerung und insbesondere Heliodors Sohn Eles lehnen die mysteriösen Besucher ab, als ob sie etwas zu verbergen hätten. Rutil und seine Kameraden lassen sich jedoch nicht beirren und kommen einem düsteren Geheimnis auf die Spur.
Mit einem Klavierspieler als Verstärkung zieht das Orchester anschließend weiter. Eine Panne macht sie zu Gästen des exzentrischen Marquis Nephelin. Kaum befinden sie sich auf seinem Anwesen, auf dem es nur junge Frauen zu geben scheint, werden die Musiker eingekerkert. Allein Rutil, den Nephelin für eine Frau hält, bleibt frei. Ihm hat der Marquis ein besonders grausiges Schicksal zugedacht …
Kaori Yuki gehört schon seit vielen Jahren mit zu den beliebtesten Mangaka. Serien wie „Angel Sanctuary“, „God Child“ und „Fairy Cube“, die mit Themen aus den Bereichen Mystery und Dark Fantasy sowie detailreichen, verspielten Illustrationen, die die Protagonisten wie viktorianische Puppen oder Gothic Lolitas aussehen lassen, aufwarten, faszinieren vor allem die Leserinnen.
Eine Weile war es recht ruhig um die Künstlerin – sie ist nun zweifache Mutter –, die Verlage publizierten zuletzt vor allem Oneshots aus ihrer Feder, darunter „Perfume Master“, „Cruel Fairytales“ und „Gravel Kingdom“. Nun scheint sie wieder aktiver geworden zu sein: Von „The Royal Doll Orchestra“ liegen in Japan bereits drei Bände vor, und die Reihe ist noch nicht abgeschlossen.
In ihrem neuen Hit greift sie ein für sie typisches und gegenwärtig populäres Thema auf. Nach Engeln, Vampiren und Feen sind nun die Zombies an der Reihe. Wie man es aus diversen Film-Klassikern und Romanen kennt, lässt ein Virus die Menschen mutieren und zu seelenlosen Kannibalen werden, die zwar stark, aber langsam sind. Die Ähnlichkeit mit Puppen ist frappierend, und das macht sich Kaori Yuki zunutze, indem sie diesen Vergleich mit ihrem Stil verbindet, der ihre Charaktere immer wie schöne, unnahbare, wenn nicht gar grausame Puppen wirken lässt.
Dies trifft insbesondere auf das titelgebende „Royal Doll Orchestra“ zu, das aus drei, später vier Musikern besteht, die alle etwas zu verbergen haben. Bislang ergeht sich die Künstlerin nur in Andeutungen, dass Rutil nicht so freundlich ist, wie er sich gibt, und dass die anderen durch ein dunkles Geheimnis an ihn gebunden sind. Man ahnt, dass vieles anders ist, als es scheint, und dass auch der königliche Hof kein idyllischer Ort ist.
Der erste Band stellt die Hauptfiguren vor, ohne jedoch ihre Geschichte preiszugeben, und den vordergründigen Konflikt, die Guignols. Wer die anderen Titel von Kaori Yuki kennt, weiß, dass das längst noch nicht alles ist – und man darf gespannt sein auf die ersten dramatischen Enthüllungen.