1000 Stürme (Comic)

Tony Sandoval
1000 Stürme
(Mille tempêtes, 2014)
Übersetzung: Martin Knopp
Cross Cult, 2022, Hardcover, 144 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Schon mit „Wasserschlangen“ wusste der aus Mexiko stammende Künster Tony Sandoval, Kritiker und Publikum gleichermaßen zu begeistern. Nun legt er auch vor der deutschen Leserschaft mit einem neuen Album nach, das erneut eine sehr versponnene Geschichte erzählt: „1000 Stürme“.


Lisa ist in den Augen der meisten Bewohner der kleinen Stadt ein sehr seltsames Mädchen, ja vielleicht sogar eine Hexe. Auch die Kinder fürchten und hassen sie, denn sie geht meistens ihrer eigenen Wege, sei es nun am Strand oder im Ort. Auch die Paten-Tante, bei der sie lebt, hält nicht viel von Lisa und so streift das Mädchen meistens umher und entdeckt dabei bei einem abgestorbenen Baum den Zugang zu einer anderen, vielleicht magischen Welt. Doch damit bringt sie einen Stein ins Rollen.

 

Denn wie man sich denken kann, schafft es Lisa durch ihre Anwesenheit, die Wesen der magischen Welt auf sich und die irdische Ebene aufmerksam zu machen und lockt sie unwillkürlich dorthin. Dazu kommt, dass die anderen Kinder nun endlich herausfinden wollen, ob sie wirklich eine Hexe ist, so dass die Gefahr wächst und das Mädchen noch mehr als vorher ins Abseits gerät, denn niemand will ihr glauben, dass sie mehr sieht als der Rest. Aber schließlich kommt ein geheimnisvoller Fremder an ihre Seite, der ihr hilft, das Verhängnis aufzuhalten und die Kinder zu retten, auch wenn sie dafür einen Preis zahlt.

Ähnlichkeiten zu „Wasserschlangen“ kann diese Geschichte nicht abstreiten, denn auch diesmal steht ein verschrobenes Mädchen im Mittelpunkt, das mehr sieht als die anderen und in einer eigenen Welt zu leben scheint, dessen Phantasie aber tatsächlich nach und nach zur Rettung vor einer großen Gefahr wird. Auch hier dominiert die düsterromantische Geschichte das Geschehen in zumeist ruhigen und versponnenen, gelegentlich aber auch grausamen Bildern. Auch wenn die Handlung auf den ersten Blick märchenhaft-naiv erscheint, so ist sie doch alles andere als das, da man auch zwischen den Zeilen lesen kann.

Wieder gibt der Zeichenstil die Atmosphäre vor und spricht zumeist für sich, die Texte werden sparsam eingesetzt. Das magische Abenteuer weiß schnell in den Bann zu schlagen und ist bewusst Zeitlos gehalten.

Auch „1000 Stürme“ ist eine poetisch-märchenhafte Geschichte, die Fans der Schauer-Romantik ansprechen dürfte, denn wieder einmal verbinden sich übersinnliche Momente mit einer verträumt-magischen Atmosphäre, rund um ein zartes Mädchen, das anders ist als alle anderen.