J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion - Luxusausgabe (Buch)

J. R. R. Tolkien
Das Silmarillion - Luxusausgabe
(The Silmarillion, 1977)
Übersetzung: Wolfgang Krege
Hobbit Presse, 2022, Hardcover, 620 Seiten, 88,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Am Anfang ist der Schöpfer Illuvatar, der die Welt Arda schafft. Ihm zur Seite stehen dabei seine Engel Valar und Maiar. Bei der Schöpfung schaffen sie auch die sogenannten Kinder Illuvatars, die Elben und Menschen.

Noch aber ist es diesen nicht bestimmt, die Welt zu besiedeln. Melkor, auch Morgoth genannt, wendet sich von seinem Meister ab und beginnt, dessen Werke zu verheeren. Er ist der Feind, der die Völker Ardas später heimsuchen wird.

Nachdem die Valar Morgoth vorerst bezwungen haben und die Elben erwacht sind, ist es friedlich im gesegneten Lande Valinor. Die Elben, die Mittelerde bevölkern, teilen sich in mehrere Gruppierungen auf, von denen einige - die Vanyar, Noldor und Teleri - nach Valinor gehen, wo die zwei Bäume das Licht in die Welt bringen und die Valar selbst wohnen.

Dort wird Feanor geboren, der Sohn des Königs der Noldor, der später als das größte Kind Illuvatars gilt. Feanors Enkel schmiedet später die Ringe der Macht, doch Feanors bedeutendste eigene Schöpfung sind die Silmaril, die das Licht der Welt beinhalten.

Als Morgoth Valinor angreift, Feanors Vater erschlägt und die zwei Bäume vernichtet, werden die Silmaril zur Hoffnung der Elben. Die Welt wird dunkel, nur die Silmaril können sie noch erhellen. Doch Melkor reißt auch diese an sich und Feanor schwört zusammen mit seinen sieben Söhnen einen legendären Eid, der das ewige Dunkel auf sie alle herabruft, sollten sie es nicht schaffen, Morgoth die Silmaril wieder zu entreißen.

Viele Noldor schließen sich Feanor auf dessen Weg nach Mittelerde an, wo Morgoth sich in seiner Festung versteckt hält. Beide Kontinente sind durch einen Ozean getrennt, so dass die Expedition Schiffe benötigt, die sie den Teleri stehlen. Elben töten Elben… nur das erste grausige Verbrechen auf dem langen, dunklen Weg, der die Noldor in ihren Untergang führt...


Wer kennt sie nicht, die Sagen, die die Fantasy in den 60er und 70er Jahren erst in das Bewusstsein der Leser katapultierte? „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“, ohne diese beiden Werke wäre der Fantasy-Boom der 80er und 90er Jahre undenkbar, hätten die Streamingdienste weltweit kein Material, das regelmäßig Massen ohnegleichen vor den Bildschirm zieht.

Klett-Cotta hatte damals (1969) die Rechte an „Der Herr der Ringe“, „Der Hobbit“ erschien zunächst im Paulus (Georg Bitter) Verlag, wechselte dann zu dtv bevor sich Klett-Cotta 1997 auch die Rechte an einer der Vorgeschichten zum Herrn der Ringe sicherte. All diesen Werken zueigen war, dass sie auf eine Hintergrundgeschichte aufbauten, die den Lesern bis dahin unbekannt war.

Tolkiens Entwürfe gehen auf eine Zeit zurück, in der er 1917 nach der Schlacht an der Somme im Feldlazarett lag. Seine Versuche, einzelne der im Silmarillion enthaltenen Geschichten in den 20er Jahren zu veröffentlichen, scheiterten. Erst nach seinem Tod konnte sein Sohn das literarische Vermächtnis des Vaters, die „Bibel“ zu Mittelerde, zusammenfügen und veröffentlichen. Die nicht miteinander in Verbindung stehenden Geschichten bildet eine Chronik, beleuchten bedeutsame Vorgänge in der Vergangenheit, stellen Figuren und Hilfsmittel vor und zeigen uns das göttliche Panorama hinter der von Tolkien erdachten Welt.

Schon einmal gab es von Klett-Cotta eine Luxusausgabe innerhalb der Hobbit Presse. Damals erschien „Das Silmarillion“ (wie „Der Hobbit“) als in feinstes Leder gebundene Ausgabe im Schuber.

Nun also eine weitere, eine neue Luxusausgabe. Was bietet diese uns als Mehrwert? Warum sollen die Leser sich oder ihre Liebsten diese unter den Christbaum legen? Nun, zu nennen ist natürlich die bibliophile Aufmachung des Buches. Der mit einem Motiv Tolkiens in Farbe geprägte Leineneinband, die über 50 enthaltenen Farbillustrationen Tolkiens, Fadenheftung und zwei Lesebändchen, Karten sowie Register - da lacht das Herz eines jeden Bücherliebhabers. Dazu ein Rundumfarbschnitt, den ein in elbischen Runen gehaltener Satz ziert - der Verlag hat sich wahrlich nicht lumpen lassen und sich so Einigens für Tolkien-Liebhaber einfallen lassen.

Was mich zu der Frage bringt: Braucht man dieses Buch? Was ist der Mehrwert gegenüber der preisgünstigeren Regulärausgabe? Nun, ganz klar - brauchen tut man ein solches Prachtwerk nicht. Rein textlich genügt die Normalausgabe… doch wie heißt es so schön treffend: Das Auge liest mit. Wenn man diese großformatige, schwere Ausgabe zur Hand nimmt, dann hat man schon haptisch das Gefühl, etwas Besonders in Händen zu halten. Zieht man dann das Buch aus seinem hochwertigen Schuber und blättert durch die Seiten, wird man von den Illustrationen verführt, den Text zu lesen… und dann weiß man, warum man der hohen Obolus, der durch die teure Fertigung gerechtfertigt erscheint, berappt hat.

Es ist eine Freude, dieses Buch in Händen zu halten, sich festzulesen, es durchzublättern, immer wieder neue Entdeckungen zu machen. Ergo, ein ganz ausgezeichnetes Weihnachtsgeschenk für Tolkien-Fans und solche, die es noch werden wollen.