Genevieve Cogman: Das verbotene Kapitel (Buch)

Genevieve Cogman
Das verbotene Kapitel
Die Bibliothekare 8
(The Untold Story)
Übersetzung: Dr. Arno Hoven
Lübbe, 2022, Paperback, 478 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Irene Winter, immerhin Agentin der Bibliothek (und das fett geschrieben), weiß seit Kurzem, dass ausgerechnet der Verräter Alberich ihr biologischer Vater ist. Der Mann, der Bibliothekarinnen und Bibliothekare gefoltert, ihnen ihre Haut vom Leib abgezogen hat, der die Bibliothek selbst angegriffen und verraten hat!

Dumm, dass der ebenso verachtete wie gefürchtete Renegat Kontakt zu seiner Tochter aufnehmen will. Noch dümmer, dass die vermeintlichen Leiter der Bibliothek sich von ihr haben breitschlagen lassen, ihre selbst erwählte Mission, Alberich zu Fall zu bringen - so wie in am Ende ist er mausetot - widerwillig aber immerhin, unterstützen.

Die Krone setzt dann dem Ganzen aber auf, dass der verhasste Verräter durchaus stichhaltige Hinweise liefern kann, dass die Bibliothek selbst in ihrer geheimnisvollen Gründung wie ihrer Leitung nicht so unschuldig ist, wie gedacht!

Hat er vielleicht gar ein nachvollziehbares Motiv für seine Untaten? Und wie reagiert unsere Bibliothekarin, wenn alles, was sie bislang als gesichert angenommen hat, unter ihr wegbricht?


Der letzte Teil der Romanreihe um die Unsichtbare Bibliothek liegt vor, respektive hinter mir. Ein Zyklus, der inhaltlich tolle, spannende Romane bot, die die Liebe zum Medium Buch thematisierte, der um Gleichberechtigung warb und spannend zu unterhalten wusste. Nicht umsonst hat Lübbe nach der Einstellung der Jahrzehnte existierenden SF- & Fantasy-Reihen neben David Webers Honor Harrington ausgerechnet und nur diesen Zyklus fortgesetzt. Man darf darauf schließen, dass der Leserzuspruch entsprechend groß war.

Ist dies nun also der triumphale Abschluss der Reihe? Nein, lautet meine Antwort, leider nicht.

Im ersten Fünftel des Romans verrennt die Autorin sich in unnötigen, wenig originellen oder nicht interessanten Sackgassen. Der Plot wirkt konstruiert, schwerfällig, ja verwirrend. Danach wird es besser - nur leider nicht wirklich gut. Es kommen noch einmal fast alle der bekannten, ja liebgewonnenen Figuren zum Einsatz. Auch Geheimnisse und Intrigen gibt es satt. Dramatisch wird es, gefährlich sowieso - nur ließ mich dies alles innerlich ziemlich kalt.

Statt mich, wie sonst, fast mühelos in den Plot zu ziehen, mit den Figuren bibbern zu lassen, rieb ich mir ob der konstruierten, komplizierten Gefahren eher die Augen. Warum nur hat sich die Verfasserin diesen Zick-Zack-Weg für ihr Finale ausgedacht, warum lüftet sie das Geheimnis um die Gründung der Bibliothek und die Herrschenden darin auf die Weise, wie sie es tut?

Das passt nicht, das wirkt auf mich einfach nicht stimmig, nicht überzeugend. Entsprechend blieb ich als Leser distanziert, war ich enttäuscht vom dem Finale einer zu Beginn sehr guten, weil ein wenig anderen Urban-Fantasy-Reihe.