Fist of the North Star - Master Edition 1 (Comic)

Fist of the North Star - Master Edition 1
(Fist of the North Star Vol. 1, 2021)
Text: Buronson
Zeichnungen: Tetsuo Hara
Übersetzung: Sascha Mandler
Cross Cult, 2022, Hardcover, 306 Seiten, 28,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Mit „Fist of the North Star“ legt Cross Cult einen wahren Manga-Klassiker neu auf, denn das Original erschien bereits von 1983 bis 1988 und wurde mehrfach in Animes umgesetzt. Die Geschichte atmet daher einen ganz anderen Geist als heutige Action-Geschichten und erinnert nicht von ungefähr ein wenig an „Mad Max“ und Co.. Die Master Edition ist im Großformat gehalten und bietet auch die einführenden Magazin-Seiten in Farbe.

 

In den 1990er Jahren hat ein ein ultimativer Atomkrieg die Welt in eine wüste Einöde verwandelt, in der die Überlebenden ein eher kärgliches Dasein fristen und dazu noch von räuberischen Banditen und Despoten terrorisiert werden, die nur an ihren eigenen Vorteil denken. Durch diese Welt zieht auch Kenjiro, ein Mann, der wie ein Landstreicher anmutet, aber den Willen und die Fähigkeiten hat, die Menschen zu beschützen und sie in eine gerechtere Zukunft zu führen. Ein Kind, das sich ihm anschließt erfährt auch seine tragische Vorgeschichte und warum Kenjiro es vor allem auf einen der Tyrannen abgesehen hat.


Die ersten acht Bände des Mangas sind schon einmal bei dem heute als Panini Comics fungierenden Verlag erschienen, die Veröffentlichung wurde aber abgebrochen, auch von den Animes schaffte es nur ein Film in die deutsche Synchronisation. So gesehen ist die Veröffentlichung des gesamten Werkes schon eine Premiere, die sich durch ihre ungeschönte Brutalität bewusst an erwachsene Leser richtet. Tatsächlich sind die Zeichnungen auch nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Gemüter, denn es geht sehr hart zur Sache.

Immerhin erfährt man bereits im Auftakt einen Teil von Kenshiros Vorgeschichte, auch wenn die Feindschaft, die daraus entstanden ist, erst einmal nicht weitergeführt zu werden scheint. Aber die Erlebnisse befreien den Helden auch von einem gewissen Ballast.

Ansonsten erinnert die Serie wirklich sehr stark an die beiden „Mad Max“-Filme, die bereits in einer dystopischen und von einem Krieg zerstörten Setting spielten. Während die meisten Menschen unter primitivsten Bedingungen leben, haben die verbrecherischen Banden ihre Finger auf verbliebener Technik und in einer Stadt geht es sogar recht modern zu. Aber das täuscht nicht darüber hinweg, das Grausamkeit und Gewalt einfach zum Alltag dazuzugehören scheinen.

Die Hauptfigur ist ein wortkarger, muskelbepackter Held, der gerne die Fäuste sprechen lässt und eine recht effektive Kampftechnik benutzt. Dabei geht auch er nicht gerade zimperlich mit seinen Gegnern um. Und natürlich gesellt sich ihm bald ein Sidekick dazu, der vermutlich mit der Zeit eine noch wichtigere Rolle spielen wird.

Alles in allem bleibt das Geschehen doch an der Oberfläche und bedient viele Klischees, auch die Figuren erhalten nur wenig Profil und entsprechen den klassischen Archetypen. Aber das ist für die Shonen-Mangas dieser Zeit mehr als üblich. Dazu kommt durch das Alter des Manges ein gewisses Nostalgie-Gefühl.

Alles in allem ist „Fist of the North Star“ als Master Edition vor allem für die Leser interessant, die kernige Martial-Arts-Geschichten mögen, in denen es ordentlich zur Sache geht und die Action regiert. Gerade wenn man Endzeit-Storys im Stil von „Mad Max“ mag, wird man seinen Spaß haben können.