Freja Lind: Die verhängnisvolle Affäre - Gefährliche Liebschaften (Buch)

Freja Lind
Die verhängnisvolle Affäre - Gefährliche Liebschaften
Blue Panther Books, 2022, Taschenbuch, 196 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Bereits erschienen bei Blue Panther Books sind von Freja Lind die Romane „Heißes Treiben hinter fremden Fenstern“, „Gefährliche Liebschaften“ und „Die verhängnisvolle Affäre - Gefährliche Liebschaften“, die alle einen mehr oder minder ausgeprägten Krimi-Touch aufweisen.


Drei attraktive Frauen, MILFs in ihren Anfangs- und besten Jahren, geraten in den Bann gutsituierter, stilvoller Männer, die ihnen nach dem fordernden Job den notwendigen Ausgleich bieten oder sie darüber hinwegtrösten, dass in der Ehe die Luft raus ist beziehungsweise der Mann sich gar anderweitig sein Vergnügen holt.

Eine von ihnen ist Hanna, die lange darunter litt, dass Max überhaupt kein Interesse mehr an ihr gezeigt hat. Sie vermutet, dass er mit einer Kollegin eine Affäre haben könnte. Doch dann kommen sie einander wieder näher, ausgerechnet bevor sie in Kur geht. Dort kommt es, wie es kommen muss: Anton, ein anderer Gast, umgarnt sie, und schließlich gibt sie seinen Avancen nach. Obwohl sie sich einig sind, dass diese Beziehung keine Zukunft haben darf, meldet sich Anton unverhofft, er will sie für sich gewinnen, seine Mails klingen zunehmend bedrohlich, er stalkt sie und Max, der davon erfährt, verlangt die Scheidung.

Dann ist da noch Beatrix, gelangweilte Gattin eines Mannes, der ihr genug Geld zur Verfügung stellt für allerlei Charity-Veranstaltungen, sportliche Aktivitäten oder was sie sonst zu ihrem Vergnügen anfangen möchte, während er mit seinen Flittchen beschäftigt ist. Schließlich tröstet sie sich mit Tom, einem guten Lover, dem es nichts ausmacht, dass sie einige Jahre älter ist als er. Sie kann es sich auch leisten, ihm spontan auszuhelfen, wenn er aus beruflichen Gründen ein Date abbrechen muss und vergisst, die Zeche zu zahlen. Aber dann kommt die Aufforderung, ihm eine größere Summe zu überweisen, falls sie verhindern will, dass ihrem Mann und der noblen Gesellschaft kompromittierende Bilder zugespielt werden.

Susann wäre es nicht viel anders als Beatrix ergangen, doch wird sie rechtzeitig von einem Detektiv gewarnt, dass ihr Spielpartner Markus dabei ist, eine Falle aufzubauen, die ihre Karriere ruinieren wird, wenn sie nicht für sein Schweigen zahlt.


Drei Szenarien, in denen Frauen die große Liebe oder wenigstens eine rein sexuelle Beziehung ohne Verpflichtungen vorgegaukelt wird, weisen nicht nur den Heiratsschwindler als Gemeinsamkeit auf. Mehr darf man nicht verraten, um es den Lesern zu erlauben, die Zusammenhänge zu erraten; kleine Hinweise werden regelmäßig eingestreut um die eine oder andere Überraschung zu erleben.

Angesichts all der Enkeltrickbetrüger, falschen Polizisten, die vor einem Überfall warnen und Wertsachen sicherstellen wollen, angeblichen Handwerker, die wegen eines Wasserschadens Zutritt in die Wohnung fordern und diese in einem unbeobachteten Moment ausräumen, freundlichen Helfer, die Einkäufe in die Unterkunft tragen und die Barschaft einstecken, Microsoft-Spezialisten, die Zugriff auf den PC verlangen, um eine feindliche Übernahme zu verhindern, Lotto-Unternehmen, die behaupten, man habe an einer Ziehung teilgenommen und müsse wahlweise die Lose bezahlen, weil es sonst sehr teuer wird, oder für den Gewinn in Vorkasse gehen, vergisst man ganz, dass es die Heiratsschwindler auch noch immer gibt.

Freja Lind greift dieses Thema auf, und sie schafft es, dass man schon sehr früh ahnt, dass es für die Protagonistinnen hart kommt. Beim Lesen schnürt es einem regelrecht die Kehle zu, denn man zieht frühzeitig Schlüsse und liegt richtig. Ja, vorhersehbar für ein erfahrenes Publikum, aber nichtsdestotrotz hochdramatisch ist der Roman. Man leidet mit den Frauen, die in die so offensichtliche tender trap mit allen Konsequenzen tappen: die Angst, dass die Ehe zerbricht, gesellschaftliche Ächtung folgt, die Karriere zerstört wird dazu die Scham, auf einen dreisten Betrüger hereingefallen zu sein und sich aus Naivität angreifbar gemacht zu haben. Sie sind gelähmt, geben meist nach, und es erfordert eine große Anstrengung, über Gegenmaßnahmen auch nur nachzudenken.

Das ist allerdings nur ein Aspekt des Buchs. Über die Hauptfigur, bei der die Situation etwas anders geartet ist, was hier gleichfalls nicht näher erläutert werden soll, erfolgt eine Abrechnung mit dem DDR-Regime. Wer die Ära selbst erlebt oder als West-Deutscher über Ost-Verwandte gewisse Einblicke erhalten hat, darf sich über einen komplexen Hintergrund freuen. Stellenweise hat man den Eindruck, dass auf diesem Weg andeutungsweise Parallelen zur Gegenwart gezogen werden, doch bleiben diese so subtil, dass es eine Frage der Auslegung ist, ob man zuviel hineininterpretiert oder zurecht versteckte und berechtigte Kritik wittert.

Auf jeden Fall geht „Die verhängnisvolle Affäre - Gefährliche Liebschaften“ in ungeahnte Tiefen, bietet weit mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich ist, sprengt den Rahmen des üblichen Sex-Tralalas eine bedrückende Lektüre im Erotik-Gewand, die vor allem einem anspruchsvolleren Publikum gefällt. Das Buch wirkt stilistisch ein wenig experimentell durch den Wechsel von normaler und kursiver Schrift, um die verschiedenen Handlungsebenen voneinander zu trennen. Die Sprache ist appetitlich und angemessen, die geschilderten Praktiken sind nicht zu explizit und überhaupt nicht derb in der Wortwahl.

„Die verhängnisvolle Affäre - Gefährliche Liebschaften“ ist ein Highlight im Blue-Panther-Books-Programm, und Freja Lind ist eine Autorin, die man sich merken sollte!