Gruselkabinett 47: Verhext, Edith Wharton (Hörspiel)

Edith Wharton & Mark Gruppe (Script)
Verhext
Gruselkabinett 47
Sprecher: Susanne Uhlen, Frank Schaff, Jochen Schröder, Uli Krohm, Reinhilt Schneider, Ernst Meincke, Bettina Wie, Henri Färber, Gabrielle Pietermann u. a.
Musik: Andy Matern
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2010, 1 CD, ca. 63 Minuten Laufzeit, ca. 11,00 EUR, ISBN 978-3-7857-4390-4

Von Christel Scheja

„Verhext“ ist eine Erzählung aus der Feder der amerikanischen Schriftstellerin Edith Wharton, die 1921 als erste Frau den Pulitzerpreis für „Zeit der Unschuld“ gewann. Viele ihrer Romane und Erzählungen beschäftigen sich mit den Exzessen und moralischen Entgleisungen der amerikanischen Oberschicht um die Jahrhundertwende und der gesellschaftlichen Rolle der Frau. Das kommt auch ein wenig in „Verhext“ zu tragen.

Prudence und Saul Rudledge gelten seit einiger Zeit bei den Bewohnern ihres kleinen Ortes in New Providence als sehr menschenscheu und zurückhaltend, da sie sich schon länger nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt und jede Einladung abgelehnt haben. Deshalb ist es umso verwunderlicher, dass die junge Frau nun ausgerechnet an einem kalten Wintertag ihre drei Nachbarn zu sich bittet und deutlich macht, dass ihr Erscheinen mehr als wichtig ist. Trotz des durch Schnee und Eis beschwerlichen Weges nehmen Orrin Bosworth, Sylvester Brand und Diakon Hibben die Mühen auf sich und treffen die kühle und distanzierte Frau in ihrem Salon. Dort beginnt sie ausführlich darzulegen, was eigentlich zu diesem Schritt geführt hat: Ihr Mann Saul leide an einer unheimlichen Krankheit, durch die es ihm nicht mehr möglich ist, unter Menschen zu gehen. Schuld daran könnte ein Fluch sein, ausgesprochen von ihrer ehemaligen Freundin – Sylvester Brands inzwischen verstorbener Tochter...

Kammerspiele machen es vor, aber es ist immer ein Wagnis, ein Hörspiel zum großen Teil aus einem einzigen Gespräch bestehen zu lassen. Das ist nämlich bei „Verhext“ der Fall, deshalb kommt die Geschichte auch nur mit wenigen Sprechern aus, Actionszenen sind ebenfalls Mangelware. Dennoch ist die Handlung spannend, da es den Machern gelingt, die Erzählung geschickt aufzubauen und immer dann zu überraschend, wenn Stillstand droht. Der Gruselfaktor ist zunächst verhalten, steigert sich dann aber von Wort zu Wort und lässt einem ein kaltes Schaudern über den Rücken rinnen. Und dann merkt man, dass die Schilderungen von Prudence Ruthledge gar nicht so emotionslos und sachlich sind, wie man denkt, sondern voller Gefühle – wenn auch sehr negativen.

Die Sprecher geben den Geschehnissen die richtige Atmosphäre, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. Sie tauchen gelungen in ihre Rollen ein und bringen deren Verhalten auch ohne Bild lebendig zur Geltung, so dass es gar nichts ausmacht, wenn die Dramatik der Geschichte eher auf einem flachen Niveau bleibt.

„Verhext“ kann wieder einmal fesseln, auch wenn es eines der eher ruhigen Hörspiele der Reihe ist, denn wie immer wissen die Macher der „Gruselkabinett“-Reihe, auf was es ankommt, um Atmosphäre und Spannung zu erzeugen.