Bellem, Stephan R.: Bluttrinker (Buch)

Stephan R. Bellem
Bluttrinker
Titelillustration von Harry Pettis & Andrew Davis
Otherworld, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 436 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9515-5

Von Carsten Kuhr

Vor Äonen rebellierten die Götterkinder gegen ihren Vater. In einem Kampf, in dem sie von den vereinten Heeren der Elfen, Zwerge, Orks und Menschen unterstützt wurden, und der als »Zeit der Verwüstung« in die Annalen einging, wurde der Göttervater Aurelion besiegt und in Ketten in den Niederhöllen gebunden.
Doch die Tage der Kanduri sind lang vorbei. Die Götterkinder haben sich von ihren Völkern abgewandt und sich in die Himmlische Festung zurückgezogen.

So bricht eine neue Zeit an auf Kanduras. Eine Zeit, da die einander misstrauisch beäugenden Menschenstämme einen König krönen sollten, eine Zeit, da eine Herrscherin dem Blutdurst verfällt, eine Zeit, während der der Turm der Magier unwissentlich der Befreiung Aurelions dient, und eine Zeit, da aus einem einfachen Fährtenleser ein Priester Aurelions wird, der sich dessen Befreiung auf die Fahnen geschrieben hat.
Karandras macht sich auf, die Welt, wie man sie bis dahin kannte, zu vernichten. Trolle, Gnome und andere Diener des Gottvaters sammeln sich um ihn und tragen die helllodernde Flamme des Krieges tief hinein ins Reich der Menschen. Damit nicht genug, gelingt es Karandras mit der in einem Obisidianammulett gespeicherten Kraft seines Gottes, selbst die starrköpfigen Zwerge zu beeinflussen und auf seine Seite zu ziehen. Wer wird sich ihm in den Weg stellen?

Stephan R. Bellem hat mit seiner »Paladin«-Trilogie bewiesen, dass er fesselnde Sword & Sorcery schreiben kann. Nach Abschluss der Trilogie im kehrt er mit vorliegendem Roman wieder in diese Welt zurück. Allerdings unterscheidet sich »Bluttrinker« doch markant von der vorhergehenden Trilogie. Zum einen liegt dies daran, dass der Autor uns in ein ganz anderes, früheres Zeitalter entführt, daneben aber überrascht ein deutlich gereifter Autor durch eine sehr versierte Anlage seiner Erzählung.

Aus vier getrennten Sichtweisen berichtet Bellem uns von den dramatischen Geschehnissen. Dabei gelingt es ihm durchaus differenziert, die jeweilige Motivation der Protagonisten herauszuarbeiten, Das gliedert sich nicht klar in Gut oder Böse, hier agieren Menschen, die von ihrer jeweiligen persönlichen Historie geprägt werden, die innerhalb des Erlebten und ihrer Ziele glaubwürdig handeln.
Natürlich bleibt der Autor gewissen Schemata verhaftet – der weise Magier darf ebensowenig fehlen, wie der abgeklärte Elf oder die traditionsbewussten, sich aufopfernden Zwerge. Dass sich aber ein Teil der kleinen Axtschwinger von den Ausstrahlungen des Gottvaters beeinflussen lassen, dass selbst die sonst uniform als tumbe Kampfmaschinen beschriebenen Trolle Tiefe und damit Faszination erlangen, zeugt von den gewachsenen Fähigkeiten des Autors.

Immer noch bleibt er für meine Begriffe ein wenig zu dicht an Vorbildern wie Salvatore und Tolkien, wird Manches nur angerissen, das einen breiteren Raum verdient gehabt hätte. Dennoch zeigt dieser Band, dass Bellem auf dem Weg ist, sich in die Top-Riege der deutschsprachigen Fantasy-Autoren vorzuarbeiten.