Victoria Aveyard: Das Reich der Klingen - Realm Breaker 2 (Buch)

Victoria Aveyard
Das Reich der Klingen
Realm Breaker 2
(Blade Breaker, 2022)
Übersetzung: Michaela Link
Penhaligon, 2022, Hardcover, 624 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Seit Generationen sind die Spindeln, Tore in andere Welten, geschlossen und versiegelt. Einst kamen aus den nun verschütteten Übergängen ganze Völkerscharen aber auch jede Menge Monster nach Allwacht, trieb man Handel und mehrte den Reichtum aller. Nachdem die Spindel geschlossen wurden, blieben einige Unsterbliche, Kinder des Übertritts, auf Allwacht zurück, vermischten sich mit den Menschen und zogen sich schließlich in abgelegene Landstriche zurück.

Nun plant unter anderem ein Renegat, die Spindeln neu aufzureißen und einem Dämon die Welt zu Füßen zu legen. Eine Streitkraft aus unbesiegbaren - weil bereits toten - Aschekriegern, unterstützt ihn bei seinem Plan. Damit noch nicht genug, wird auch erstmals seit 300 Jahren ein Drache gesichtet - eine fliegende Kampfmaschine, die auch in Diensten des Lauernden für weiteres Unheil sorgt.

Ihnen stellen sich die Nichte des Usurpators, eine junge, unbedarfte Frau und deren Gefährten entgegen - und trotz all ihrer Kräfte und ihrer Talente sieht es wahrlich nicht gut aus für ihr Vorhaben, die Wacht zu retten.


Im Grunde genommen könnte ich meine Besprechung des ersten Teiles 1:1 auch für den vorliegenden Mittelteil der Trilogie verwenden. Inhaltlich tut sich zwar in Details so Einiges, das große Ganze aber ähnelt sich.

Nach wie vor wandelt Aveyard auf den Pfaden, die so Manche ihrer Vorgänger ausgetreten haben. Soll heißen, den Leser erwartet eine von der Anlage her typische Helden-Queste, die dem Zeitgeist folgend ein wenig modernisiert wurde. Der Plot wurde in Hinsicht auf Diversität angepasst; statt eines jungen Recken steht diesmal eine junge, entwicklungsfähige und natürlich zunächst maßlos überforderte Frau im Zentrum des Geschehens, queere Beziehungen werden stimmig integriert, die Grundanlage aber orientiert sich am Erfolgsgewohnten.

Die Begleiter - ein verliebter Knappe, ein traumatisierter Unsterblicher, eine geschasste und verfolgte Attentäterin, eine verrückte, demente Hexe, ein ehemaliger Priester (der zugleich ein genialer Fälscher ist) sowie eine habgierige Kopfgeldjägerin sind als Begleitung zwar effektiv, aber ebenso ungewohnt wie interessant.

Entsprechend leben sie in einer Welt, die uns als laut, dreckig, verdorben, ungerecht und brutal beschrieben wird. Dies sorgt für Authentizität und Überzeugungskraft der Bühne, auf dem dann die drei alternierenden Handlungsstränge angesiedelt sind. Und hier erwartet uns jede Menge packend aufgezogene Dramatik. Es gibt Kämpfe zuhauf, Verrat und Opfer, Geheimnisse und ein ganz klein wenig Rührseligkeit. Das liest sich, einmal wieder in die Handlung eingetaucht, wunderbar packend und spannend, was auch der guten Übersetzung von Michaela Link zu verdanken ist.

So bleibt am Schluss erneut die Feststellung, dass die Autorin altbekannte Grundansätze nimmt und beibehält, diese aber frisch und interessant abwandelt, so dass die Handlung uns in ihren Bann zieht. Es bleibt abzuwarten, wie sie ihre Heldin im Finale letztlich triumphieren lässt, welche Kosten dieser Sieg dann für uns bereithält - doch das ist noch Zukunftsmusik.