Carey, Jaqueline: Die Erlösung – Kushiel 3 (Buch)

Jacqueline Carey
Die Erlösung
Kushiel 3
(Kushiel’s Avatar, 2003)
Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Thon
Titelgestaltung von HildenDesign, München unter Verwendung eines Motivs von Anke Koopmann
Karte von Erhard Ringer
Lyx, 2008, Paperback mit Klappenbroschur, 950 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8122-9

Von Birgit Scherpe

10 Jahre Frieden hatte das Orakel Phèdre no Delauny prophezeit, und 10 Jahre Frieden sollte sie nach dem erneuten Sieg über die Verräterin Melisande Sharizai auch bekommen. Während diese eingesperrt im Tempel der Asherat aus dem Meer ihre Tage verbringt, lebt Phèdre glücklich und zufrieden zusammen mit Joscelin auf ihrem Landgut in Montreve.

Doch eines Tages stört ein Brief ihre Idylle. Es ist eine Einladung nach La Serenissima, von keiner geringeren als Melisande selbst abgeschickt, die Phèdres Hilfe benötigt. Denn ihr Sohn Imriel de la Courcel, den sie vor ganz Terre d’Ange versteckt in einem Kloster des heiligen Elua hat aufwachsen lassen, wurde entführt. Und da Melisande fürchtet, dass man Imriel etwas zuleide tun könnte, um ihr zu schaden, bittet sie Phèdre, ihn zu suchen und zurückzubringen.
Im Austausch für ihre Hilfe verspricht Melisande ihr eine Schriftrolle, die sie zum Stamme Dân führen soll. Einer alten Legende nach hütet dieser den Namen des Gottes der Yeshuiten, dem, einmal ausgesprochen, ein jedes Lebewesen gehorchen muss. Mit dessen Hilfe hätte Phèdre die Macht, Rahab zu bannen und ihren alten Jugendfreund Hyacinthe vom Fluch des Gebieters der Meeresstraße zu befreien.
Um dem unschuldigen Jungen Imriel und ihrem Freund Hyacinthe zu helfen, willigt Phèdre in den Handel ein und wagt sich ein weiteres Mal in Begleitung Joscelins auf eine gefährliche Reise. Diese führt sie tief in den Süden in ein von der Welt vergessenes Land – aber auch tief in die Abgründe ihrer eigenen Seele und an die Grenze all dessen, was sie noch ertragen kann.

Auch der dritte und letzte Band der »Kushiel«-Trilogie ist wieder ein Buch der Superlative, geschrieben unter dem Mottoschöner-weiter-besser. Dieses Mal entführt Jaqueline Carey Ihre Leser in den Orient und ins tiefste Afrika, wo sie Phèdre und Joscelin Abenteuer bestehen und Wunder entdecken lässt, die selbst Indiana Jones vor Neid erblassen lassen würden. Immerhin geht es neben der Befreiung des Jungen Imriel de la Courcel um keine geringere Aufgabe als die Suche nach dem Namen Gottes, mit dessen Hilfe ein Engel gebannt werden soll, und so lässt sich die Autorin weder bei den Beschreibungen noch bei ihren Einfällen lumpen und gibt noch einmal alles, um ihren Lesern wieder einen spannenden, bunten Abenteuerroman zu bieten.

Leider zieht sich »Die Erlösung«, trotz des eigentlich interessanten Plots, ein wenig in die Länge, was zum Teil den dieses Mal etwas bemüht wirkenden ausführlichen Länder- und Völkerbeschreibungen anzulasten ist; diese stören den Spannungsbogen gerade im letzten Drittel recht erheblich und ziehen die Handlung unnötig in die Länge. Leider fehlt dem Band auch die gewisse charmante Leichtigkeit seiner Vorgänger. Viele Szenen sind wesentlich düsterer und auch gewaltlastiger geschrieben, als man es nach den ersten beiden Bänden erwarten würde, und die erotische Komponente geht, vor allem bei der Vergewaltigungsszene in der Mitte des Buches, arg an die Grenzen des guten Geschmacks.
Glücklichweise gilt dies aber nicht für das gesamt Buch und weite Teile bieten den erwarteten gut zu lesenden Mix aus Abenteuer und Dramatik.

Insgesamt ist dieser letzten Band definitiv der schwächste und unausgewogenste der ganzen Reihe. Dennoch ist »Die Erlösung« ein Muss für alle diejenigen, die die ersten beiden Bände schon gelesen haben, denn der Band schafft es, sauber alle losen Handlungsfäden zu verknüpfen und alle wichtigen Plots abzuschließen.