Die gesammelten Abenteuer des Groswesirs Isnogud 9 (Comic)

Die gesammelten Abenteuer des Groswesirs Isnogud 9
(Qui a tué le Calife?; Un monstre sympathique; La faute de l'Ancêtre)
Text & Zeichnungen: Jean Tabary
Farben: Nicolas Tabary
Übersetzung: Uwe Löhmann
Lettering: Eleonore Caspart
Ehapa, 2010, Hardcover, 176 Seiten, 29,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3189-2

Von Frank Drehmel

Mit dem neunten Band erreicht die „Isnogud“-Gesamtausgabe des Ehapa-Verlags ihren Abschluss. In gewohnter Manier werden nun zum letzten Mal drei albenlange Geschichten präsentiert, die – und das macht insbesondere den Fans den Mund wässerig – erstmalig in deutschsprachiger Übersetzung vorliegen.

„Wer hat den Kalifen umgebracht?“ (“Qui a tué le Calife?”)
Dass es in Bagdad manchmal skurril zugeht, ist ein offenes Geheimnis. Zu diesen Skurrilitäten gehört eine Zeremonie, der sich der Kalif regelmäßig unterwerfen muss. Alle fünf Jahre muss er ein in einem bizarren Ritual ausgewähltes, fremdes Gebiet erobern, da ansonsten den Thron verlustig ginge. Und so wächst das Reich alle fünf Jahre um ein Stück Wüste, welches höchstens von Sandflöhen bewohnt wird. Dieses Jahr jedoch manipuliert Isnogud mit Hilfe eines Zauberers und nach einigem Hin und Her das Verfahren so, dass Kalif Harun al Pussah gezwungen ist, Sultan Pullmankar den Krieg zu erklären; und der ist ein Kerl, der jeden Krieg gewinnt, den er führt. Bedauerlich nur, dass rechtzeitig zum Feldzug der alte General der Kalifats das Zeitliche segnet und nun Isnogud die Truppen in die Schlacht führen soll.

„Ein furchtbar sympathischer Kerl“ („Un monstre sympathique“)
In Bagdad gastiert der Salon der Magie. Für Isnogud stellt das in erster Linie ein einziges Fanal seiner kläglich gescheiterten Versuche dar, Kalif anstelle des Kalifen zu werden, da die meisten der dort ausgestellten magischen Kabinettstückchen von seinen Misserfolgen zeugen. Auch noch nicht Ausprobiertes will nicht so recht funktionieren, bis sich dem Großwesir schließlich ein Magier andient, dessen Spezialität Gifte sind. Flugs braut man einen tödlichen Trank im Bewusstsein, dass Essen und Trinken neben Schlafen des Kalifen liebste Beschäftigung sind. Doch immer wieder kommt etwas dazwischen, das den guten Harun al Pussah vom Vergiftetwerden abhält.

„Die Schuld der Vorfahren“ („La faute de l'Ancêtre“)
Auch heute gibt es noch Zauberer. Einer von ihnen ist Hans Wurst, dessen Beerdigung wir gerade miterleben dürfen. Die salbungsvolle Rede des Herrn Pfarrers wird jedoch von einem Hans unterbrochen, der putzmunter dem Sarg entsteigt, was seine Freunde und Anverwandten nur mäßig irritiert, da sie ihn schon immer für einen Spinner hielten. Hans' Fähigkeit besteht darin, sich am Stammbaum einer Person wortwörtlich entlangzuhangeln, um dann das Leben dieser Person dadurch zu ändern, dass er in ihrer Vergangenheit rumpfuscht. Seinem Sohn zuliebe, der zufälligerweise eine Physiognomie wie unser geschätzter Großwesir aufweist, entschließt sich Herr Wurst, in die Vergangenheit zu reisen, um Isnogud in seinen Kalifbeseitigungsbemühungen zu unterstützen. Allerdings plagen den Großwesir ganz andere Probleme, denn hochrangige Mitglieder des Hofstaates haben entschieden, dass es an der Zeit ist, dem bösen, kleinen Mann endgültig das Handwerk zu legen.

Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Den drei Alben fehlt in erzählerischer Hinsicht fast alles, was die anfänglichen Kurzgeschichten Goscinnys auszeichnete. Tabarys Storys sind chaotisch und wenig stringent inszeniert, geprägt von slapstickhaften Gags und drögen Dialogen ohne Esprit und Wortwitz. Ein ums andere Mal verlässt er die eigentliche Erzählebene, um sich selbst in die Geschichte einzubauen oder um seine Figuren ihre Reden direkt an Leser richten zu lassen. Das Ganze wirkt dabei so anbiedernd und armselig wie die Versuche eines verzweifelten Stand-Up-Comedians, der im Wissen um seine Witzlosigkeit unverhohlen um die Gunst des Publikums bettelt. Doch der Mangel an zündenden Ideen ist nur ein Akt des Trauerspiels. Eine weiterer umfasst zum einen die Charaktere selbst, die zunehmend bösartiger und brutaler werden – ein besonderer Fall ist die Figur des Kalifen, der mit dem gutmütigen Dickerchen aus Goscinnys Zeiten immer weniger zu tun hat, da ihn nun eine unbestreitbare Rücksichtslosigkeit aber auch eine ungewohnte Agilität auszeichnen –, zum zweiten wird die Handlung ebenfalls deutlich blutrünstiger und grausamer.

Fazit: Wenig stringente, schwache Storys mit zunehmend unsympathischen Figuren, die den erzählerischen Charme der Goscinny-Ära vollkommen verloren haben. Der rechte Zeitpunkt zum Aufhören ist definitiv überschritten worden.