Gruselkabinett 177: Furia Infernalis, Ludwig Bechstein (Hörspiel)

Gruselkabinett 177

Furia Infernalis

Ludwig Bechstein & Marc Gruppe (Script)

Sprecher: Peter Weis, Bodo Primus u.a.

Titelbild: Ralf Nievelstein

Titania Medien, 2022, 1 CD, ca. 62 Minuten, ca. 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ludwig Bechstein (1801-1861) war ein deutscher Schriftsteller, Archivar, Bibliothekar und Apotheker, der vor allem durch seine Sammlung der deutscher Volksmärchen bekannt wurde. Besonders verbunden war er seiner Heimat Thüringen. Mit „Furia Infernalis“ jedoch reist er weit in den Osten, tief in das Herz der Ukraine.

 

Im zaristischen Russland geht es auch auf einem Gutshof bei Krementschuk am Dnepr sehr traditionell und hierarchisch zu. Auch wenn einem jungen Leibeigenen mehr Achtsamkeit geschenkt wird, als dem Haushofmeister lieb ist. Schon lange verfolgt er Mataphka und ihren unehelichen Sohn Nikolay mit Hass. Und als der Sohn des Hausherrn, einer der Beschützer des jungen Mannes fortgeht, scheint seine Zeit gekommen zu sein. Doch das wird er teuer bezahlen, schwört seine Mutter doch bittere Rache und lädt einen Fluch auf alle, als er Nicolay zu Tode prügelt.


Vielleicht hat ihn der Anblick einer seltsamen, in Alkohol eingelegten Kreatur, denen Bechstein als Apotheker oft genug begegnet sein sollte, dazu angeregt, die Geschichte mit Motiven der Schauer-Literatur zu verbinden. Gerade slawische Mythen spielen sehr gerne mit den düsteren Seiten der Phantastik, so dass sich beides wunderbar ergänzt. Zwar schimmern auch die Erkenntnisse der Aufklärung mit durch, letztendlich aber sorgt gerade der Aberglaube und ein Blick auf vertraute Gesellschaftsstrukturen der damaligen Zeit für einen wohligen Schauer, wenn sich die Geschichte langsam entfaltet, der Groll und Hass einiger Personen nach und nach ihr ganzes Umfeld in den Abgrund zieht.

Wie immer ist die Umsetzung sehr liebevoll gestaltet, denn Marc Gruppe achtet beim Skript sehr darauf, dass der Zeitkolorit zusammen mit dem damaligen Fühlen und Denken der Menschen eingefangen wird und sich das Grauen so nach und nach entfalten kann. Auch das moralische Ende passt inhaltlich dazu.

Wie immer tauchen die Sprecher ganz in ihre Figuren ein und verkörpern sie wunderbar, auch die Soundeffekte sind nicht ganz ohne, gerade was den titelgebenden Wurm angeht. Allein die Musikuntermalung will gelegentlich nicht ganz passen, wirken doch manche der Volkslieder gerade dann unpassend, wenn den Figuren selbst nicht mehr zum Feiern ist. Aber auch das muss jeder Hörer für sich selbst beurteilen. Zumindest verortet sie die Geschichte gut, hat man als älterer Fan doch irgendwie die Donkosaken vor Augen.

Alles in allem ist „Furia Infernalis“ wieder einmal ein solides Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe, das den Zuhörer durch dieses düstere Märchen der Schauer-Romantik in eine andere Zeit und auf eine langsame Reise ins Grauen begleitet, in der alles passt, sieht man gelegentlich von der Musik ab.