Peter Freund: Sinkkâlion – Das Schwert des Schicksals – Mysteria 3 (Buch)

Peter Freund
Sinkkâlion – Das Schwert des Schicksals
Mysteria 3
Titelillustration von Elizaveta Reich
cbj, 2010, Hardcover, 572 Seiten, 18,99 EUR, ISBN 978-3-570-13365-1

Von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in Mysteria, der Welt hinter den Nebeln. Vor Jahren wurde der Almenkönig Nelwyn von seinem Halbbruder, dem Tyrann Rhogarr, verraten und gestürzt, seitdem regiert Rhogarr mit eiserner, gnadenloser Hand despotisch das archaische Königreich. Nur dem magischen Schwert Sinkkâlion könnte es, in den Händen eines wagemutigen Helden, gelingen, den Usurpator vom Thron zu stoßen, dessen Helferin, die Hexe Sâga, auszuschalten und das Unrecht, das seit Jahrzehnten das Land ausblutet, zu besiegen.

Ausgerechnet der vierzehnjährige Niko, der von unserer hochtechnisierten Welt stammt, soll als Sohn Nelwyns das Unmögliche wagen. Zusammen mit seiner in Mysteria aufgewachsenen Schwester Ayani stürzt er sich in die Auseinandersetzung. Währenddessen wird der Fantasy-Autor Thomas von der Muse geküsst. Zwar hat er einmal mehr den Abgabetermin seines neuen Romans versäumt, doch mit tatkräftiger Mithilfe seiner Agentin geht es nun in einem Buch, das den Kampf eines jungen Thronerben gegen einen finsteren Despoten in einer Fantasywelt zum Thema hat, gut voran.

Moment einmal, kommt uns die Geschichte nicht gerade irgendwoher bekannt vor? Stimmt, denn, auch wenn keiner ahnt wie und warum, nehmen die Worte, die Thomas in unserer Welt auf das Papier bannt, in Mysteria Gestalt an – oder ist es so, dass die Ereignisse in Mysteria Thomas erst zu seinem Plot inspirieren? Wo liegt die Ursache, was ist die Wirkung, wie hängt alles zusammen und wie nur wird der gefährliche Kampf letztlich ausgehen – diesseits wie jenseits der Weltengrenzen – die Antwort gibt Peter Freund im Abschlussband seiner „Mysteria“-Trilogie ...

Was auf den ersten Blick wie eine der altbekannten Fantasy-Trilogien Marke „junger Held aus unserer Welt rettet archaisches Königreich vor finsterem Herrscher“ anmutet, das bekommt durch die geschickte Verquickung der beiden Ebenen des Romans immer mehr Tiefe. Sowohl Mysteria selbst, als auch unsere hochtechnisierte Welt beeinflussen sich und es ist interessant aufzuspüren, wo die Wurzeln liegen, wer nun wen am Zügel hält und wie alles zusammen passt.

Mittlerweile hat Peter Freund, nach der Erfahrung, die er mit seiner Bestsellerreihe um Laura (bei Ehrenwirth) sammeln konnte, das Rüstzeug dafür, seine Mischung aus Realität und Fantasy umzusetzen. Wie bei den „Laura“-Bänden auch zieht er aus dem hin- und herwechseln zwischen den Welten viel Spannung, nutzt die bekannte Realität um den jugendlichen Lesern vertraute Verhaltensweisen zu präsentieren, sie mit ihren Protagonisten vertraut zu machen, ehe es auf große Abenteuerfahrt geht. Letztere allerdings nicht nur in der Fantasy-Welt, auch in unserer Realität gibt es bedrohliche Ereignisse und Entwicklungen zu beobachten.

Dabei macht er leidlich Anleihen bei Sagen und Mythen, packt diese dann aber in sein ganz eigenes Gerüst. Geschickt streut er ein wenig Romantik ein, würzt das Ganze mit jeder Menge unerwarteter Wendungen, Gefahren und Geheimnissen, so dass der Spannungsfaktor hoch bleibt. Die letztliche Auflösung ist folgerichtig und überraschend zugleich, der Abschluss in sich rund, so dass der Leser das Buch befriedigt zuschlagen kann.