The Monster (DVD)

The Monster
USA 2016, Regie: Bryan Bertino, mit Zoe Kazan, Scott Speedman, Ella Ballentine u.a.

Rezension von Elmar Huber

Unzählige Male wurde die 10jährige Lizzy (Ella Ballentine) bereits von ihrer alkoholkranken Mutter Kathy (Zoe Kazan) enttäuscht. Selbst an dem Tag, an dem sie ihre Tochter - als letzten mütterlichen Dienst - zu ihrem Ex-Mann bringen soll, verschläft sie. Die stundenlange Autofahrt zieht sich bis weit in die Nacht, sodass Mutter und Tochter kurz nach Mitternacht ein gottverlassenes Waldstück durchqueren, wo ihnen plötzlich ein verletzter Wolf vors Auto läuft. Der abgewürgte Wagen lässt sich nicht wieder starten, und während Mutter und Tochter im strömenden Regen auf den Abschleppwagen warten bemerken sie, dass sich im Wald etwas versteckt. Etwas, das möglicherweise den Wolf angegriffen hat.

 

Bryan Bertino hat sich 2008 mit seinem Home-Invasion-Thriller „The Strangers“ als Spezialist für klaustrophobische Spannung erwiesen. Sein neuester Streich „The Monster“ sieht auf den ersten Blick anders aus, ist allerdings grundsätzlich gar nicht so weit von „The Strangers“ entfernt. Hier wie da ist es der gesichtslose Schrecken, der plötzlich über ein Protagonisten-Paar hereinbricht.

Ein simpler, aber unschätzbarer Pluspunkt beider Filme ist, dass es keine harmonische Zweierbeziehung ist, die unversehens auch noch von außen gestört wird. Daraus ergeben sich überraschende Möglichkeiten, wie die Personen auf diese unerwartete Gefahr reagieren.

Dass „The Strangers“ insgesamt sehr viel mehr Druck aufgebaut hat, lag daran, dass weder die Figuren noch die Zuschauer wussten, was die stummen und gesichtslosen (maskierten) Eindringlinge eigentlich vorhaben, und natürlich grundsätzlich, dass sie ins eigene Haus, den vermeintlich sicheren Rückzugsort, eingedrungen sind. Da kann die Phantasie die bösartigsten Szenarien ausmalen.

Das Monster im vorliegenden Film begegnet Mutter und Tochter erstens weit außerhalb der sicheren vier Wände und will zweitens nur töten. Ferner gibt es überhaupt keine Erklärung, um was es sich handelt und warum das Monster sich ausgerechnet hier im Wald tummelt. Mit wenigen kleinen Szenen hätte man eine Erklärung einbauen und das Wesen einigermaßen glaubwürdig in der Geschichte verankern können. Zum Beispiel hätte man die Anwesenheit eines nahen Forschungskomplex andeuten können, wo das (gengezüchtete) Vieh ausgebrochen ist. Klar hat man das zuvor auch schon hundert Mal gesehen, doch hätte es die Situation nicht ganz so willkürlich und unglaubwürdig gemacht. So hängt der komplette Monster-Part gänzlich haltlos in der Luft. Ferner konnte man sich wohl nicht entscheiden, ob das Monster nun brutale Killermaschine oder cleverer Jäger sein soll. Immerhin ist das Monster überzeugend gestaltet und wirkt nicht unfreiwillig komisch.

Pluspunkte gibt es für die absolut dysfunktionale Beziehung zwischen Kathy und Lizzy, die in einigen herzzerreisenden Rückblenden noch vertieft wird. Hier überzeugt der Film bestens, besonders da die Darstellerinnen dieses Emotionschaos und auch die zaghaften versöhnlichen Gefühle auf dem gemeinsamen Abschiedsweg sehr schön vermitteln. Infolgedessen kann man Bryan Bertino durchaus ein gutes Gespür für solch filigrane Szenen bescheinigen.

Ein Monsterfilm, dessen größter Pluspunkt das überzeugend geschilderte Mutter/Tochter-Drama ist. Mit leichten Änderungen wäre „The Monster“ insgesamt sehr viel runder und glaubhafter geworden.