Jenny Jägerfeld & Mats Strandberg: Monster auf der Couch - Der rätselhafte Fall der verschwundenen Psychologin (Buch)

Jenny Jägerfeld & Mats Strandberg
Monster auf der Couch - Der rätselhafte Fall der verschwundenen Psychologin
(Monster i terapi, 2020)
Übersetzung: Leena Flegler
Titelbild: Elin Santröm
Penhaligon, 2022, Hardcover, 456 Seiten, 20,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Wir kennen sie alle - phantastische Gestalten aus der Schauer-Literatur. Seien es Dr. Jekyll und Mr. Hyde, die Vampirin Carmilla, den selbstverliebten Dorian Gray oder Viktor Frankenstein. Wir sind ihnen literarisch gefolgt, haben ihre Taten mit Entsetzen aber auch Faszination wahrgenommen, waren von den Charakteren fasziniert.

Doch auch diese Wesen haben ihr Päcklein zu tragen. Sie haben Psychosen, Ängste und Depressionen. Was aber macht man, wenn man derart geschlagen, erkrankt ist? Richtig, man geht zu einem Psychiater.

Vorhang auf für eine schwedische Psychologin, die in ihrer Praxis eine offene Tür und ein interessiertes Ohr für die Sorgen und Nöte auch dieser Wesen hat. Die Therapie ist wahrlich nicht immer einfach, zumal unsere Psychologin, die in einer lesbischen Beziehung lebt - für viele ihrer speziellen Patienten undenkbar, skandalös, verwerflich - zudem Dank künstlicher Befruchtung schwanger ist und auch direkt angegangen wird. Als sie spurlos verschwindet, stoßen die ermittelten Polizeibeamten auf die Akten ihrer speziellen Fälle…


Was ist das für ein Buch, das hier vor, respektive hinter mir liegt? Der Verlag hat, wohl dem schwedischen Original folgend, das Buch äußerlich ganz speziell aufgemacht - wir stoßen auf Mailverkehr mit einer Kollegin, die die Supervision übernommen hat, auf persönliche, handschriftliche Anmerkungen der Sitzungsprotokolle, auf Definitionen psychischer Erkrankungen und den Versuch, mögliche Lösungswegen zum Wohl der oder des Patienten zu finden.

Nicht von ungefähr haben sich hier zwei ganz verschiedene Verfasser zusammengetan. Zum einen die in Schweden praktizierende Psychologin Jenny Jägerfeld, die bereits einige Kinder- und Jugendbücher publiziert hat, zum anderen der Kolumnist und Autor Mats Strandberg, der uns aus seinem gefeierten Roman „Halbes Leben“ ein Begriff ist. Gemeinsam legen sie ein Buch vor, das obzwar es sich um vermeintliche Fallbeschreibungen handelt, die naturgemäß normalerweise eher trocken und langweilig rüberkommen, den Leser an die Seiten fesselt.

Grund für die Faszination sind natürlich die bekannten Figuren, denen die beiden Verfasser ganz ungewöhnliche Seiten, Tiefe und damit Spannung verleihen. Dazu kommt, dass diese von ganz alltäglichen Psychosen und Nöten berichten - Probleme, die gerade in unserer heutigen, ach so interessanten und desaströsen Zeit gar viele Menschen bewegen, sie die oft vergebene Suche nach professioneller Hilfe ergreifen lässt.

Natürlich kann und will ein Roman eine Therapie nie ersetzen, aber er kann Anstöße vermitteln, wie der Leser Problembereiche, Parallelen zu den beschriebenen Symptomen erkennen und mit Nöten umgehen kann. Und der Text macht dies auf höchst interessante, vergnügliche Art und Weise.

So ist dies ein Buch, das vergnüglich und kurzweilig unterhält, das uns bekannte Figuren aus einer ganz anderen Perspektive zeigt, das sich psychologischer Problemfelder annimmt, die immer mehr um sich greifen und Anstöße und Anregungen vermittelt. Noch dazu ist es wirklich gut geschrieben – ergo, eine Empfehlung wert!