Andreas Findig: Vor der Flut (Buch)

Andreas Findig
Vor der Flut
Titelbild und Innenillustrationen von Michael Wittmann
Kehrwasser, 2010, Hardcover, 142 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-902786-02-9

Von Carsten Kuhr

Andreas Findig, dieser Name lässt zunächst Reminiszenzen zu einigen wenigen „Perry Rhodan“-Romanen aus der Feder des zwischenzeitlich in Wien lebenden Autors aufkommen. Vorliegend aber präsentiert uns der in Linz geborene Verfasser ein ganz anders Werk, das weit von den Abenteuern des Unsterblichen entfernt ist.

Als Bühne für sein stilistisch herausragendes Werk dient dem Autor eine nicht näher benannte Küstenregion. Was früher als mondänes Strandbad den Schönen und Reichen zur Entspannung diente, das ist zwischenzeitlich fest in der Hand der Pauschaltouristen. Jahr für Jahr fallen sie, heuschreckenschwarmmäßig, über die Hotels an der Promenade her, geben sich dem Dolce Vita mit Wein, Weib und Gesang hin. In diese bekannte Kulisse hat der Verfasser seine Geschichten in der Geschichte platziert. Geschichten die ein wenig daherkommen wie ein phantastischer Traum, die Merkwürdigkeiten und Unikate zum Thema haben, die unzusammenhängend aber doch irgendwie verbunden sind, die zusammen mit den kongenialen Zeichnungen aus der Feder von Michael Wittmann ein ganz eigenes Flair aufkommen lassen.

Natürlich werden Erinnerungen an die Küste wach, doch Findigs Strandabenteuer sind so ganz anders, als erwartet. Da tauchen plötzlich und unerwartet Wesen auf, die ihre Menschlichkeit abgelegt oder vergessen haben, die getrieben werden oder auf der Suche sind, haltlos und doch voller Triebkraft wie zum Beispiel Schwarzzunge Haifischzahn, der Sänger mit dem Haifischknochengebiss, oder die Möwenfrau die zusammen mit ihren Schützlingen über die Küste gleitet. Dazu gesellen sich zwölf abgängige Debile aus der neurologischen Anstalt gemeinhin Graues Chalet genannt oder der 10-jährige Lukas, der vor dem Ausschlürfen von Muscheln reißaus nimmt und Atlantis untergehen lässt, ein sich scheinbar permanent liebendes Strandpaar etc.

Das wirkt, ich deutete es bereits an, unzusammenhängend, gleichzeitig aber auch wegen des sehr bewusst und versiert eingesetzten Stils packend, das macht neugierig auf die nächste Seite, auf das warum, woher und wohin, gleicht einem Traumgespinst, das einem zu entgleiten droht, packt den Leser aber mit seiner Intensität.

Sicherlich kein Buch fürs schnelle runterlesen, sondern Kunst in einer gelungenen Synthese aus Inhalt und graphischer Umsetzung.