Monsters: Dark Continent (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 04. März 2022 11:14

Monsters: Dark Continent
UK 2014, Regie. Tom Green, mit Joe Dempsie, Johnny Harris, Sofia Boutella u.a.
Rezension von Elmar Huber
Vier Freunde aus Detroit - Michael, Frankie, Inkelaar und der frischgebackene Vater Williams, die nicht wie ihre Väter in der Arbeiterstadt versauern wollen – melden sich zur Army. Ihr Einsatz führt sie in die Wüsten des Mittleren Ostens, wo zehn Jahre zuvor, wie auch in Mexiko (siehe „Monsters“), außerirdische Sporen niedergegangen sind, aus denen sich inzwischen teils riesenhafte Lebensformen entwickelt haben.
Um die außerirdischen Monster im Zaum zu halten, hat Amerika eine dauernde Militärpräsenz in diesem Gebiet aufgebaut. Da einige der amerikanischen Einsätze gegen die Monster Kollateralschäden unter der Bevölkerung forderten, gehen die Einheimischen mit Waffengewalt gegen die amerikanischen Soldaten vor. In dieses Pulverfass geraten die vier Freunde, die nun gemeinsam mit ihren beiden Vorgesetzten zu einer Mission ins Monstergebiet aufbrechen müssen.
Vier Jahre nach Gareth Edwards’ Überraschungserfolg „Monsters“ kommt mit „Monsters: Dark Continent“ der Nachfolger ins heimische Kino. Dabei handelt es sich bei Letzterem nicht um eine Fortsetzung im klassischen Sinne, sondern um eine gänzlich neue Geschichte, die eben auch in der Welt von „Monsters“ spielt.
Ein Teil der Sporen, aus denen sich die faszinierenden Kreaturen entwickelt haben, ist offenbar auch in der Wüste des Mittleren Ostens gelandet. Darauf wird im Film gar nicht weiter eingegangen, sondern es nur im Making-of (im Bonusmaterial der DVD) erwähnt. Aufgrund der anderen Umweltbedingungen haben sich hier andere Kreaturen herausgebildet als in Mexiko. Den Machern und vor allem den Effektleuten muss man positiv anrechnen, dass die Kreaturen doch über einen erheblichen Wiedererkennungswert verfügen; dass quasi dieselbe DNA für das Design verwendet wurde.
Ansonsten bilden die Monster, wie schon in Teil 1, lediglich die Kulisse, vor der eine Geschichte erzählt wird, die grundsätzlich auch komplett ohne diesen SF-Hintergrund funktionieren würde. Insofern ist „Monsters“ auch nicht zum Verständnis von „Monsters: Dark Continent“ notwendig.
War es in Teil 1 noch eine etwas spröde Liebesgeschichte à la „African Queen“, so erhält man hier ein waschechtes Kriegsszenario mit Kammerspielcharakter, das vor allem in der zweiten Hälfte mit überraschend emotionalen Momenten punktet und den Zuschauer von unerwarteter Seite packt. Und zwar derart, dass die Monster sogar bald als tödliche Gefahrenquelle vergessen sind. Stattdessen ist einmal mehr der Mensch des Menschen ärgster und tödlichster Feind, während die Außerirdischen nur versuchen, in ihrer neuen Umgebung zu überleben.
Immer schärfer kristallisiert sich im Lauf der Handlung Sergeant Noah Frater, brillant gespielt von Johnny Harris, als tragischer Leading Man heraus, der außer dem Kampf nichts mehr hat, wofür es sich zu leben lohnt und der immer mehr dem Wahnsinn und der Sinnlosigkeit des Krieges anheimfällt. Sein Gegenpart Private Michael Parkes wird nicht weniger überzeugend von Sam Keeley dargestellt. Nachdem die Einheit empfindlich dezimiert wurde, müssen beide den Film über nicht unbeträchtliche Strecken allein bestreiten.
Auf den einschlägigen Filmplattformen musste „Monsters: Dark Continent“ viel Häme einstecken, wahrscheinlich da er die - ob mit oder ohne Absicht - geschürten Erwartungen unterläuft. Für jene, die sich nach einem Blick auf das Filmplakat ein ‚Marines vs. Monsters‘-Geballer der Marke „Starship Troopers“ (der ja auch zwischen den Zeilen eine Botschaft transportiert hat, die jedoch von vielen wahrscheinlich nicht wahrgenommen wurde) erhoffen, wird „Monsters: Dark Continent“ eine herbe Enttäuschung sein. Diejenigen jedoch, die sich unvoreingenommen auf den Film einlassen, bekommen - nachdem einige Kriegsfilm-Klischees abgehakt sind - ein etwas sperriges, aber intensives Drama präsentiert, mit Bildern von teilweise elegischer und surrealer Schönheit, die man eigentlich auf der großen Leinwand sehen sollte.
Wie schon in Teil 1 bewegen sich die riesigen, tentakelbewehrten Monster langsam und majestätisch zwischen Gebäuderuinen oder vor Gewitterblitzen am nächtlichen Himmel. Einige kleinere Exemplare sprinten wie Antilopen auf einer Safari zwischen den Army-Jeeps umher. Hier haben die Effektspezialisten ganze Arbeit geleistet, ohne dass die Tricks jemals die Handlung überdecken.
„Monsters: Dark Continent“ ist das seltene Beispiel einer absolut eigenständigen Fortsetzung. Keine Monster-Action, wie es das Coverbild suggeriert, sondern ein Kriegsdrama vor einem surrealen SF-Hintergrund.