Colossal (DVD)

Colossal
USA 2016, Regie: Nacho Vigalongo, mit Anne Hathaway, Jason Sudeikis, Dan Stevens u.a.

Rezension von Elmar Huber

Nachdem die arbeitslose Gloria (Anne Hathaway) mit einem leichten Alkoholproblem aus dem New Yorker Loft ihres Freundes geflogen ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als in das leerstehende Elternhaus in ihrer Heimatstadt in New Hampshire zurückzukehren. Kaum dort angekommen, trifft sie ihren Schulkameraden Oscar (Jason Sudeikis) wieder, der inzwischen die Bar seines verstorbenen Vaters übernommen hat und Gloria, in der Hoffnung auf mehr, als Kellnerin einstellt.

Als Gloria auf ihrem Heimweg von der Bar den örtlichen Spielplatz betritt, materialisiert sich in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul aus dem Nichts ein riesenhaftes Monster und richtet dort schwerste Verwüstungen an. Ein sensationelles Ereignis, über das überall auf der Welt berichtet wird. Nachdem sich dieses Schauspiel mehrere Male wiederholt, erkennt Gloria plötzlich eine Regelmäßigkeit im Auftauchen des Monsters und etwas Vertrautes in seinen Gesten und Bewegungen.

 

Eine romantische Komödie, die reichlich unromantisch ist? Ein Monster-Film, in dem die Monster nur eine Nebenrolle spielen? Was Regisseur Nacho Vigalongo hier abliefert hat man noch nicht gesehen, und man sollte vor dem Anschauen jedwede Erwartungshaltung über Bord werfen.

Dabei könnte alles so schön sein. Schließlich versucht Gloria wirklich, ihr Alkoholproblem in den Griff zu bekommen, und Oscar scheint ein netter Kerl zu sein, der seiner alten Freundin und neuen Angestellten mit Rat, Tat, einem Job und ausrangierten Möbeln unter die Arme greift. Doch Glorias Aufmerksamkeit ist zu sehr von der Tatsache gefesselt, dass das Monster am anderen Ende der Welt ihre eigenen Bewegungen nachahmt, ja, dass sie es damit sogar steuern kann. Ein Umstand den sie nutzt, um sich bei den Bewohner Seouls zu entschuldigen und zu schwören nichts mehr in der Stadt kaputt zu machen.

Doch kaum sind Oscars männliche Gefühle verletzt, mutiert er zu einem kolossalen Wichser, der plötzlich einen riesenhaften Roboter-Avatar in Korea hat und, wütend wie er ist, weit weniger sorgfältig zu Werke geht als Glorias Monster. Ein Umstand, den er einsetzt, um sie zu erpressen und zu demütigen. So schwenkt „Colossal“ plötzlich ins gar-nicht-mehr-so-lustige Drama, durchsetzt mit Kaiju-Mecha-Kämpfe, wie man sie aus den Kaiju-Eiga-Klassikern kennt.

Zu Anfang versucht man sich als Zuschauer immer wieder, in den Komödien-Modus fallen zu lassen, doch sperrt sich der Film regelrecht dagegen. Bis zum konsequenten und unversöhnlichen Finale wird der Film sogar regelrecht ungemütlich.

Schon in dem ungewöhnlichen Zeitreise-Thriller „Time Crimes“ hat Regisseur Nacho Vigalongo seine Hauptfigur vom anfänglichen Identifikationsträger immer weiter weg entwickelt und dem Zuschauer damit ein unwohles Gefühl beschert.

So sollte man ob der skurril-lustigen Grundidee nicht mit falschen Erwartungen an „Colossal“ herangehen. Der Film ist beileibe kein Date-Movie oder eine Ansammlung von Schenkelklopfern. Wer sich jedoch gerne überraschen lässt und auf unvorhersehbare Story-Entwicklungen steht, der ist hier bestens aufgehoben.

Warum Gloria und Oscar plötzlich als Monster und Roboter in Korea auftauchen, liegt in der gemeinsamen Schulzeit begründet - genauer gesagt in einem ganz bestimmten Vormittag, als wohl die Aufgabe anstand, für den Unterricht ein Diorama anzufertigen. Dazu kamen einige kosmische Ereignisse, die schließlich zur ‚Geburt‘ der beiden Riesenmonster führten. Das ist ziemlich Wischi-waschi, spielt aber für den Film an sich gar keine Rolle.

„Colossal“ ist ein skurriler Genre-Mix, der alle Erwartungen und Klischees auf den Kopf stellt.