Orbiter 9 - Das letzte Experiment (DVD)

Orbiter 9 - Das letzte Experiment
Spanien/Kolumbien 2017, Regie: Hatem Khraiche, mit Clara Lago, Álex González, Andrés Parra u. a.Rezension von Elmar Huber

Seit ihrer Geburt befindet sich die 20jährige Helena (Clara Lago) an Bord eines Raumschiffs auf dem Weg zum Planeten Celeste. Drei Jahre zuvor haben ihre Eltern den Rückweg zur Erde angetreten, um ihr das Überleben zu sichern, da der Sauerstoff in dem Schiff nicht für drei Personen ausgereicht hätte. Nun nähert sich Helenas Schiff einem Rendezvouspunkt mit einem Techniker, der das System des Schiffs überprüfen soll. Helenas erster menschlicher Kontakt seit Jahren, der für sie alles verändern wird.


Der Film selbst verrät seinen größten Twist schon sehr bald, sodass man das hier auch tun kann: Helena befindet sich keineswegs an Bord eines Kolonistenschiffs, wie man sie ihr Leben lang glauben gemacht hat. Sie ist Teil eines Langzeitexperiments, das die Besiedlung ferner Planeten vorbereiten soll, und das vermeintliche Raumschiff ist ein unterirdischer Bunker auf einem Militär-Areal, in dem sie rund um die Uhr beobachtet wird. So ist sie auch hinreichend skeptisch, als Techniker Alex (Álex González) unangemeldet ein zweites Mal auftaucht, um sie zu ‚befreien‘.

Nach diesem Mega-Twist hat man plötzlich einen grundsätzlich anders gearteten Film vor sich. Dass diese Story-Wendung noch ganz unaufgeregt und zunächst beinah nebenbei vermittelt wird, könnte man als cooles Understatement werten, doch geht es danach ebenso behäbig weiter. Die Erwartungshaltung, die mit einem Schlag aufgebaut wird, wird nur unzureichend erfüllt. Da dem Militär wahrscheinlich wenig an der Aufdeckung seiner Experimente liegt, wäre ein Techno-Thriller wie „Eagle Eye - Außer Kontrolle“ denkbar oder eine liebenswerte Romanze, in der Alex Helena die Welt zeigt und im besten Falle noch etwas über sich selbst lernt.

Stattdessen dümpelt die Handlung weiter vor sich hin. Helena findet sich überraschend problemlos in der irdischen Welt zurecht, und es bleibt unklar, wo der Film eigentlich hinführen soll. Auch emotionale Höhepunkte wie Helenas Besuch bei ihren Eltern und die Folgen bleiben emotional wirkungslos. Fairerweise muss man sagen, dass das Ende des Films dagegen ausnehmend gut gelungen ist. Was hier passiert (ist), ist im Rahmen der Story folgerichtig, und doch dauert es einige Sekunden, bis man als Zuschauer begreift, was er hier eigentlich sieht. Bis hierhin zieht sich der viel zu lang(atmig)e Mittelteil reichlich unspektakulär und ziemlich ziellos dahin. Die Inszenierung präsentiert sich sauber, doch auch einfallslos.

„Orbiter 9 - Das letzte Experiment“ hat viel Potenzial, das großzügig verschenkt wurde. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen.