Lothar Beutin: Ungeschminkt hält besser (Buch)

Lothar Beutin
Ungeschminkt hält besser
2021, Paperback, 172 Seiten, 7,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Lothar Beutin arbeitet zwar als Mikrobiologe, ist aber auch Autor von Wissenschaftskrimis und Gesellschaftsromanen. Sein neuestes Buch, „Ungeschminkt hält besser“, ist klar erkennbar in letzterem Bereich anzusiedeln.


Der zwanzigjährige Student Jakob trifft in der Mensa seiner Universität die sechzigjährige Philomena. Die beiden unterhalten sich nett miteinander und merken, dass es Spaß macht, miteinander zu reden. Dabei diskutieren sie fleißig über aktuelle Themen und Probleme und lernen sich so besser kennen, wenn nicht sogar schätzen. Denn schon bald profitieren beide von der Wahrnehmung des anderen - gerade weil sie eine Generation trennt.

 

Viel mehr als das passiert auch nicht. Die Entwicklung der beiden Figuren nimmt eher still und leise ihren Lauf, denn der Autor lässt die beiden schon vom Alter her unterschiedlichen Protagonisten immer wieder - am Ende auch verabredet - aufeinander treffen. Dabei geht es nicht um Romantik oder Liebe, sondern um den Vergleich verschiedener Lebensmodelle und nicht zuletzt auch Erfahrungsstufen.

Philomena spricht mit der Reife des Alters und findet dort Widersprüche, wo Jakob sie aus seiner Generation heraus gar nicht sehen kann. Aber auch er kann der älteren Dame gut vermitteln, wie die jungen Leute denken und fühlen. Die Themen selbst sind sehr unterschiedlich; es geht um persönliche Werte, Alter und Tod aber auch aktuelle Krisen wie die Pandemie mit allen Begleiterscheinungen und die zunehmende Klimakrise. Dabei treffen höchst unterschiedliche Ansichten aufeinander. Und man merkt dabei auch, was dem Autor mehr liegt, denn tatsächlich gerät der jüngere Jakob etwas ins Hintertreffen und kann nicht immer auf Philomenas Argumente antworten.

Letztendlich spiegelt das Buch auch viel von der eigenen Meinung des Autors wider - er verzichtet auch darauf, Quellen anzugeben. Dennoch schafft es das Buch gelegentlich zum Nachdenken anzuregen und hilft gerade jüngeren Lesern, sich bewusst zu machen, wie selbstverständlich heute Dinge sind, die aber beim „Kampf gegen die Klimakrise“ unbewusst vergessen werden. Der ruhige Erzählstil trägt mit dazu bei, dass man die Argumente in sich aufnimmt und erst einmal zuhört. Denn auch das ist ein Anliegen des Autors: andere Meinungen auch zu hören und darüber nachzudenken.

„Ungeschminkt hält besser“ ist kein Unterhaltungsroman, sondern ein Buch, das zum Nachdenken und besseren Verständnis der jeweils anderen Generation anregen will, garniert mit sehr aktuellen Themen.