Elisabeth Naughton: Gestohlene Rache (Buch)

Elisabeth Naughton
Gestohlene Rache
(Stolen Fury)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Nele Quegwer
Titelillustration von Shutterstock
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 432 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8326-1

Von Carsten Kuhr


Wir lernen unsere Erzählerin, die Archäologin Dr. Lisa Maxwell, bei einer Exkursion in Jamaika kennen. Nun darf man dies aber nicht gleich in die Schublade „wissenschaftlicher Forschung“ stecken, ein wenig Indiana-Jones-Feeling trifft es eher, da die Forscherin ohne behördliche Genehmigung nach einem alt-griechischen Relief sucht. In einer der vielen Höhlen der Insel findet sie, im Rucksack einer Leiche tatsächlich ein Drittel der verschollenen Furien.

Kurz darauf, auf dem Weg nach Griechenland, wo sie die Authentizität des illegal erworbenen Reliefs prüfen lassen will, legt sie in Italien einen Zwischenstopp ein. Ihren wissenschaftlichen Vortrag spult sie routiniert herunter, die anschließenden Fragen beantwortet sie kompetent und freundlich. Bis ihr ein englischer Professor zu sehr auf die attraktive Pelle rückt. Nur das Eingreifen eines charismatischen Mannes, Marke Latin Lover, der sich ihr als Raphael Garcia von der Universität von Barcelona vorstellt, verhindert einen Eklat. Ein Abendessen später finden wir die beiden Dozenten in recht unwissenschaftlichen Körperstudien im Hotelzimmer wieder. Dass sich der umwerfende Latin Lover als Dieb entpuppt, der es eigentlich nur auf das wertvolle Relief abgesehen hat, verhindert zunächst das erotische Happy End.

Bestohlen, verlassen und mit einem tierischen Kater wacht Lisa am nächsten Morgen auf. Ihrem Bruder, einem Chicagoer Polizisten, verdankt sie es, dass sie dem Dieb schnell auf die Spur kommt. Selbige führt sie auf den Spuren Rafe Sullivans, wie der Halbpuertoricaner wirklich heißt, nach Florida. Ein unfreiwilliges Bad im Meer später unterbreitet ihr der immer noch mehr als ansehnliche, nasse Dieb ein Angebot, das sie nicht ausschlagen kann. Wenn sie ihm bei der Suche nach dem dritten noch verschollenen Teil hilft, bekommt sie das Diebesgut zurück. Nur zu bald aber merken die beiden Schatzsucher, dass auch andere hinter dem historischen Schatz her sind – und das lenkt unsere Professorin doch ein wenig von den strahlenden Augen, dem gewinnenden Lächeln und dem süßen Hintern Rafes ab ...

Man nehme ein wenig Indiana Jones, ein paar weitere Anleihen beim amüsanten Actionkino der 80er („Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“) und jede Menge spritziger Dialoge, fertig ist der Beststeller. So zumindest das Rezept der bis dato unbekannten Autorin Elisabeth Naughton, die mit vorliegendem Roman, dem Auftakt einer Trilogie, die Leserinnen an die Seiten fesselt. Ganz so einfach ist dies natürlich nicht, doch im Wesentlichen haben wir in dieser kurzen Aufzählung bereits alle wirklich wichtigen Elemente des Buches genannt. Geschickt baut Naughton dabei mit ihrer kleinen, aber sehr sympathisch und energisch gezeichneten Protagonistin eine Identifikationsfigur auf, die den Einstieg in die Handlung problemlos ermöglicht. Lisa hat ihre Sorgen und unverarbeiteten Schicksalsschläge, ist aber gleichzeitig so stark und kompetent, dass es leicht fällt in ihre Haut zu schlüpfen. Geschickt mischt die Autorin die Zeichnungen ihrer Personen – neben Lisa wissen insbesondere der nette Dieb Rafe und dessen Freund Pete zu gefallen – mit jeder Menge Geheimnisse, der Jagd nach dem verschollenen Relief und der Verfolgung durch die bösen Konkurrenten. Diese bleiben als mysteriöse Gefahr lange, fast bis zum Finale, im Dunkeln, der Leser kann hier miträtseln – und wird geschickt auf eine falsche Spur gelockt, wer denn nun der Bösewicht ist. Romantik und Sex kommen allerdings eher dezent vor, natürlich geht es um schöne Körper, die gegenseitige Anziehung, doch dies in Maßen, im Zentrum steht die Jagd nach dem Artefakt.

Das ist spannende Abenteuerlektüre ohne übersinnliche Elemente mit einer Prise Romantik, die nicht nur Leserinnen begeistern, sondern auch Männer durchaus in ihren Bann zu ziehen vermag.