Demonic (BD)

Demonic
Kanada 2021, Regie: Neill Blomkamp, mit Carly Pope, Michael J Rogers, Nathalie Boltt u.a.

Rezension von Elmar Huber

Carly (Carly Pope) hat den Kontakt zu ihrer Mutter Angela abgebrochen, nachdem diese ohne erkennbaren Grund ein Altenpflegeheim in Brand gesetzt hat und dafür eine Gefängnisstrafe verbüßt. Von einem alten Freund erfährt sie, dass Angela im Koma liegt und in diesem Zustand als Probandin an einem Forschungsprojekt teilnimmt. Die Firma Therapol entwickelt eine Schnittstelle, die es erlaubt, in den Geist der Patienten vorzudringen und dort, in einer VR-Simulation, mit diesen zu interagieren. Carly lässt sich ebenfalls auf das Experiment ein und trifft in der Simulation nicht nur ihre Mutter, die sie warnt, sondern auch ein dämonisches Wesen, das versucht, in die Realität zu gelangen.

 

Regisseur Neill Blomkamp, der 2009 mit „District 9“ einen SF-Überraschungshit landete und mit unter anderem „Elysium“ gut nachgelegt hat, liefert hier einen kruden Mix aus SF-Thriller, Mystery und Exorzismus-Horror; „The Cell“, „Nightmare” und „Der Höllentrip“ („Altered States”) könnten für „Demonic“ Inspirationen gewesen sein. Leider kann der Film weder auf Spannungsebene noch auf visuellem Level mit den Vorbildern mithalten. Einige Schwachstellen mögen auf die eingeschränkten Arbeitsbedingungen während der Pandemie zurückzuführen sein, doch auch das Storytelling kann nicht überzeugen.

Schon der Weg in die Gedankenwelt ihrer Mutter ist einigermaßen holprig beziehungsweise der jähe Motivationsumschwung von Carly, sich urplötzlich auf ein derartiges Experiment einzulassen, überhaupt nicht nachvollziehbar. Ebenso ruckelig und sprunghaft geht es weiter. Das Mysterium, das der zugegeben großartig gestaltete Dämon mit sich bringt, die Recherche nach den Hintergründen und der Mythologie dieser Figur wird nur angerissen und nahezu unwirksam bespielt. Die wahren Beweggründe von Therapol offenbaren sich als gut gemeinter Twist, der aufgrund der fahrigen Erzählweise jedoch wirkungslos verpufft, einmal ganz davon abgesehen, dass die Charaktere grundsätzlich sehr blass bleiben, sodass der Zuschauer keinen emotionalen Anker innerhalb des Films hat. Auch das Ende fällt ernüchternd konventionell aus.

Insgesamt läuft der Streifen holprig und ohne ausgeprägte Spannungsführung einfach so durch. Vieles ist enthalten, was mit mehr Fleisch auf den Knochen sehr gut funktionieren könnte: mehr Augenmerk auf die Hauptcharaktere, mehr Raum zur Figurenentwicklung, mehr Nachforschungen zum Hintergrund des Dämons, mehr Einblicke in Therapol. Angereichert mit Rückblenden, die Angelas Geschichte erzählen, wäre das sogar Stoff für eine Mini-Serie. Die Grundlagen sind alle vorhanden.

„Demonic“ bietet in der Spielfilm-Form weder genügend Zeit noch Raum für den Genre-Mix, den er aufmacht. Der Film wirkt nachlässig inszeniert und alles andere als kompakt. Empfehlenswert nur für Horror-Vielseher.