Rob Blackland: Tot (Buch)

Rob Blackland
Tot
KOVD, 2021, Hardcover, 516 Seiten, 19,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Das Leben ist nicht einfach. Das weiß auch Rick, der seit einigen Jahren unter schweren Depressionen leidet. Eine Zeitlang konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben, konnte sich zu nichts aufraffen. Alles sah nur dunkel aus, nichts schien von Bedeutung oder der Mühe wert, sich damit zu befassen. Selbst seine Freundin Nadja kann ihn kaum mehr erreichen. Und all dies, obwohl sein Bruder und seine Mutter ihn versuchen zu unterstützen und seine Therapeutin meint, dass sie auf einem guten Weg seien. Sie täuscht sich.

Von einem Arbeitskollegen hat er für 200,00 EUR eine Pistole gekauft, dann ist er ins Tal nahe seines Elternhauses gefahren, hat sich eine letzte Lucky Strike gegönnt, die Pistole an die Schläfe gesetzt und den Abzug durchgezogen.

Doch statt ins Nichts zu vergehen oder zumindest am Ende eines langen Tunnels den Frieden zu finden, gelangt er in eine Zwischendimension. Hier gibt es viel von dem, dem er eigentlich entfliehen wollte: Es wird gemordet, allseits Gewalt, Unterdrückung und Aussichtslosigkeit - nicht wirklich die Verbesserung, auf die er gesetzt und gehofft hat.

Er lernt Leidensgenossen kennen, doch so wirklich weiterhelfen können ihm diese auch nicht. Die Lage bleibt düster, verzweifelt, ja desaströs - nur hat er hier nicht einmal die Möglichkeit zu fliehen…


KOVD hat den Debüt-Roman von Rob Blackland in einer übergroßen Liebhaberausgabe neu aufgelegt. Die Seiten werden von einem Buchschmuck eingerahmt, Lesebändchen und Umschlag wurden auch spendiert und - ganz neu - das Buch ist vom Verfasser signiert! Da bekommt man also ganz schön viel wertiges Buch fürs Geld.

Inhaltlich wartet schwerer Tobak auf den Leser. Der Autor hat seine eigene Depressionserkrankung öffentlich gemacht und nutzt den Text auch als Selbsttherapie. Und das merkt man der Veröffentlichung an. Wer hier ein munteres Horror-Abenteuer erwartet, bei dem sich Grusel-Elemente mit Splatter-Szenen abwechseln, der unterschätzt Blackland. Er bringt uns die Gefühlslage seines Protagonisten sehr intensiv nah. Die Aussichtslosigkeit, die innere Verzweiflung, die sich nicht einmal mehr ein äußeres Ventil schaffen kann, durchziehen den Text. Dazu kommen die beschriebenen Geschehnisse, die weniger eine Queste oder eine Reise durch die Nachwelt darstellen, als uns diese Zwischenwelt unbeschönigt beschreiben. Hier transferiert er, sehr eindrucksvoll, die morbide Stimmung die ihn lange begleitet hat, in die fremde Umgebung. Alles hier ist beklemmend, dunkel, furchteinflößend - eben genau so, wie es die an Depressionen Erkrankten wahrnehmen, wie sie fühlen. Und es ist eine Erkrankung, auch wenn sich diese Erkenntnis immer noch nicht wirklich überall durchgesetzt hat. Depressionen werden im Gehirn durch eine Störung ausgelöst, sind etwas, für das der daran Erkrankte weder etwas kann, noch das durch so wohlmeinende Sätze wie „Nun nimm Dich doch mal zusammen, ist doch alles nicht so schlimm“ gebessert oder geheilt wird.

Nach diesem Exkurs zurück zum Buch. Eben weil man dem Text anmerkt, dass hier eine leidende Seele seine Ängste verarbeitet hat ist die Stimmung sehr düster und furchteinflößend. Hier merkt der Rezipient, dass eine einsame, gepeinigte Seele ihre Not hinausschreit und genau deswegen hat mich der Text innerlich berührt. So ist dies kein Buch zum schnellen Runterlesen - es erwartet ein Roman den Leser, der ihn aufrührt, die Seelenlage des Erzählers vermittelt und dabei nichts beschönigt.