Derek Landy: Tot oder lebendig - Skulduggery Pleasant 14 (Buch)

Derek Landy
Tot oder lebendig
Skulduggery Pleasant 14
(Dead or Alive)
Übersetzung: Franca Fritz & Heinrich Koop
Titelbild: Tom Percival
Loewe, 2021, Hardcover, 704 Seiten, 23,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Hurra, es ist Herbst. Denn dies heißt nicht nur, dass wieder Buchmessen-Zeit ist, sondern auch, dass uns der Loewe Verlag den neuesten Skuduggery- Pleasant-Band vorlegt. Seit Jahrzehnten ist dies schöne Gewohnheit und läutet das baldige Jahresende ein, auch wenn der Skelett-Detektiv selbst eine immer kleinere Rolle in den Plots spielt.

Nach einem kleinen, nein, ich bleibe ehrlich: eher einem doch merklichen, sprich großen Durchhänger in den letzten Titeln, hat Landy sich berappelt. Mit vorliegendem Roman greift er ganz aktuelle Probleme auf seine eigene, unnachahmliche Art und Weise auf, und verpackt diese einmal mehr in eine mitreißend, packende Handlung voller Action.

Es geht unter anderem um die Mechanismen der Sekten und Kirchen, wie diese ihre Gläubigen an sich zu binden suchen, wie hier vorgegangen und gedacht wird. Und es geht um Diktaturen und Diktatoren, die zumeist erfolgreich versuchen, die Massen unauffällig aber unaufhaltsam auf sich einzuschwören und auf ihre Seite zu ziehen.

Hoppla, das ist wahrlich schwere Kost, harter Tobak, den uns Landy hier kredenzt.


Zu Beginn nicht ganz einfach zu goutieren, bietet er uns drei Sichtweisen an. Die unterschiedlichen Perspektiven beleuchten den Versuch Creeds, der als Oberster Magier Roarhaven, der Hauptstadt der Magie und damit aller Magier weltweit vorsteht, die Macht an sich zu reißen und die Menschen zu versklaven. Dass sich ausgerechnet der Anführer der Verehrer der Gesichtslosen an der Spitze der Machtpyramide wiederfindet, öffnet diesem natürliche Tür und Tor für seine Pläne. Geschickt porträtiert der Verfasser die eingesetzten Mechanismen. Die Ordnungsmacht wird von auf den Sektenführer eingeschworenen Followern übernommen, verbreitet dann Terror, Furcht und Schrecken. Denunziantentum wird gefordert und gefördert - keiner kann dem Nachbarn, dem Familienangehörigen mehr trauen.

Walküre Unruh und Skulduggery lässt so etwas natürlich nicht kalt. Sprich, sie überlegen sich, wie man den Diktator aufhalten könnte. Ein Attentat, ein seien wir ehrlich, Mord wäre ein probates Mittel - nur können sie dies mit ihrem Gewissen vereinbaren?

Zunächst aber reist Walküre gut 70 Jahre durch die Zeit in die Zukunft - in der die Natur durch Magie geheilt, Kriege vergessen und das Leben dank der auf die Erde zurückgekehrten Gesichtslosen ein wunderbarer Ort geworden ist - für die Magier versteht sich, die Menschen sind entweder tot, Sklaven oder Nahrung. An der Spitze dieser Machtpyramide steht aber nicht etwa Creed, sondern Walküres Schwester.

Nicht vergessen wollen wir Omen, der neben seiner Prüfung an der Schule nachts auf Rettungsmissionen geht - sein Bruder hat seine geweissagte Rettung der Welt ja bereits erledigt - und merkwürdigen Vorkommnissen der Creed-Anhänger an seiner Schule auf die Schliche kommt - hier werden Unschuldige geopfert - so wie in Menschenopfer -, nur eben dass dieses Mal Magier getötet werden.


Ja, harter Tobak - ich sagte es schon. Doch nicht nur die unterschwelligen Themen sind recht drastisch aufbereitet, auch die vordergründige Handlung hält so Einiges für uns bereit. Da werden Menschen und Magier am laufenden Band getötet, es gibt plötzlich zwei Skulduggeries, da fliegen Köpfe von ihren Hälsen, quellen Eingeweide aus aufgeschnittenen Bäuchen, explodieren Bomben und verteilen menschliches Fleisch in der Umgebung. Das ist nichts für Zartbesaitete, das hat nicht nur jede Menge Tempo und rasante Kämpfe, sondern auch ein hohe Gewaltpotential. Insoweit bleibt Landy sich selbst treu - wobei sich die Romane sowieso eher an ein Lesepublikum 14+ richten.

Die Fans werden begeistert sein. Fast alle liebgewonnenen Figuren greifen vorliegend ins Geschehen ein, es gibt Offenbarungen und Rätsel satt, dazu eben auch ein wenig tiefgründigere Gedanken und jede Menge Lesespaß.

Landy hat sich hier ganz auf seine Stärken besonnen, bietet uns wieder jede Menge an skurrilen, so nirgends anders gelesenen Figuren, Situationskomik aber eben auch die deutlichen Warnungen vor Agitatoren. Einer der besseren, nein, was sage ich, einer der besten Skulduggery-Pleasant-Romane - hoffentlich kann Landy das Niveau halten, die Latte hat er vorliegend sehr hoch gelegt.