Geschichten aus dem Hellboy-Universum 12 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 26. Oktober 2021 19:09

Mike Mignola, John Arcudi u.a.
Geschichten aus dem Hellboy-Universum 12
1. Lobster Johnson: Eine Kette geschmiedet im Leben
2. B.U.A.P.: Vertrauter Feind 1 - Messias
3. Rasputin: Die Stimme des Drachen
4. Koshej: Der Unsterbliche
Übersetzung: Frank Neubauer, Anne Thies, Jenny Franz u.a.
Titelbild und Zeichnungen: Stephen Green, Ben Steinbeck, Laurence Cambell u.a.
Cross Cult, 2021, Hardcover, 500 Seiten, 50,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Die „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“ erweitern die von Mike Mignola entwickelte Mythologie um ein Vielfaches. Denn hier bekommen auch in der zwölften Ausgabe wieder einige der Nebenfiguren und auch Schurken die Gelegenheit, in ihren eigenen Abenteuern aufzutreten und phantastische Dinge zu erleben. Und so manch einer wandelt sich dann vom Monster sogar zu einer tragischen Gestalt.
Es ist fast Weihnachten, aber natürlich bekommt Lobster Johnson keine Ruhe. Er muss sich nicht nur mit einem Raubzug herumschlagen, sondern auch noch mit einem durchgeknallten Priester, der seine Mission wenig göttlich sieht, und einem untoten Auftragskiller. Derweil versuchen viele Jahre später die Agenten vom B.U.A.P. das Aufkeimen obskurer Kulte aufzuhalten. Immerhin kehrt Abe Sapien zurück, um zu helfen. Und dann erfährt man auch noch, was Rasputin in der Zeit zwischen seinem Tod und der Beschwörung Hellboys getrieben hat. Außerdem erzählt Koschej seine tragische Geschichte, die eng mit der der Baba Jaga verbunden ist.
Es ist wieder einmal ein bunter Reigen von Geschichten, die hier geboten wird und die Figuren erfüllen all die Erwartungen, die der Leser an sie hat. Lobster Johnson bewegt sich in den 1930er Jahren und erlebt Abenteuer im Stil der Serials und Pulp-Geschichten, die damals so populär waren und zugleich müssen sich Hellboys Freunde auch alleine wieder gegen alles Mögliche durchschlagen, was nicht von dieser Welt ist. In der Hinsicht gibt es zwar keine großen Überraschungen, aber immerhin genügend Ambiente und zugleich ein Wiedersehen mit bekannten Charakteren.
Außerdem haben die Künstler so die Möglichkeit mehr über die Schurken zu erzählen, die nur einen kurzen Auftritt in der Mutterserie hatten, so wie etwas Rasputin. Nun erfährt man, wie und warum er und die Nazis zusammenarbeiteten und ein ganz bestimmter Professor hinter die Machenschaften kam.
Außerdem gibt es ein paar nette kleine Ausflüge in die osteuropäische Mythologie - alles in erdige und kantige Bilder eingearbeitet, die den Erzählungen aber die notwendige Tiefe geben.
Die Geschichten sind liebevoll ausgearbeitet, den Hintergründen merkt man an, dass sie sauber recherchiert wurden. Außerdem versucht man viel von der Stimmung der entsprechenden Epoche einzufangen, was auch bedeutet, dass manche altbackenen Verhaltensweisen dazugehören, wie etwa die herablassende Arroganz weißer Männer gegenüber Menschen aus der „dritten Welt“ oder gegenüber Frauen, was bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts noch ganz „normal“ war.
Das Ganze findet sich in einem dicken und schweren Hardcover-Band, der auch Sonderseiten mit Skizzen enthält.
Die „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“ sind dazu da, den Kosmos, den Mike Mignola einst aus der Taufe gehoben hat, weiter zu beleben und auf spannende Weise auszubauen. Wer ein Fan düsterer Phantastik ist und zugleich die Erzählweise der Autoren aus den 1930er Jahren mag, der wird seinen Spaß haben. Zum großen Teil sind die Geschichten tatsächlich auch ohne Vorkenntnisse verständlich, aber es macht mehr Spaß, auch die Andeutungen auf andere Geschichten rund um Hellboy nachvollziehen zu können.