Achim Hildebrand & Michael Schmidt (Hrsg.): Wolfsbrut - Ein Zwielicht-Sonderband (Buch)

Achim Hildebrand & Michael Schmidt (Hrsg.)
Wolfsbrut
Ein Zwielicht-Sonderband
Titelbild: Björn Ian Craig
2021, Taschenbuch, 352 Seiten, 14,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Dem Fan der unheimlichen Literatur die „Zwielicht“- Anthologie-Reihen vorzustellen, das hieße Eulen nach Athen tragen.

Mittlerweile haben die beiden Periodika - „Zwielicht“ mit aktuellen Storys und Artikeln und „Zwielicht Classic“ mit zu Unrecht fast vergessenen Preziosen – Kult-Status erreicht. Dies auch und insbesondere, weil sich die Macher und Herausgeber erfolgreich bemühen, allen Spielarten der Weird Fiction gleichermaßen eine Bühne zu geben.

Dass die Bücher, nach einer Odyssee über diverse Verlage, nun selbst mit Hilfe von Amazon produziert und vertrieben werden, hat zu einer weiteren Verstetigung der Publikationen geführt.

Derzeit wird gerade an „Zwielicht“ 16 gewerkelt. Damit die Zeit bis zur Publikation nicht zu lang wird, haben Achim Hildebrand und Michael Schmidt einen Sonderband eingeschoben. unter dem Titel „Aileen und weitere Geschichten“ erschien bereits einmal ein Sammelband mit Erzählungen aus der Feder Algernon Blackwoods.

Nun also legen die Herausgeber, in gewohnt sorgfältig lektorierter Form, einen weiteren Sonderband vor. Dieses Mal nicht einem einzelnen Autor gewidmet, sondern durch ein gemeinsames Thema verbunden, erwarten 13 Geschichten sowie ein Artikel den Leser. Geschichten, die sich eines Themas annehmen, das in den letzten Jahren, meines Erachtens zu Unrecht, ein wenig aus der Mode gekommen ist. Es geht um Lycanthropen, besser und griffiger unter der Bezeichnung Werwölfe bekannt.

Neben Neuauflagen aus vergangenen „Zwielicht“-Bänden gibt es auch drei extra für dieses Buch geschriebene Storys von Vincent Voss, Silke Brandt und Karin Reddemann). Drei der Beiträge sind Übersetzungen, zehn Erzählungen stammen von heimischen Autoren.

Die Herausgeber haben sich erfolgreich bemüht, ungewöhnliche Ansätze zu finden, den Leser nicht immer mit denselben, letztlich stereotypen Plots zu versorgen.


Da nimmt sich zum Beispiel Vincent Voss der Unart an, dass man im Internet scheinbar ohne Folgen jedermann beleidigen oder verleumden kann - bis diese emotionalen Ausbrüche dann Wirkung zeigen; Silke Brandt entführt uns zu den Wikingern im Kampf der Berserker und Wölfe gegen die Kuttenträger des Stöckchengottes; der so beeindruckende Pulp-Autor Arthur Leo Zagat berichtet uns von einer Familientragödie; der fast vergessene Lovecraft-Konkurrent Sealsbury Quinn lässt den Erben eines Indianers gegen einen Werwolf antreten.

Das Buch beschließt dann ein sehr fundierter Artikel Silke Brandts über Werwolf-Konzepte zwischen Skandinavien und Osteuropa ab.


So ist auch dieser Band wieder ein rundes Projekt, das dem Leser viele Geschichten rund um die Gestaltwandler präsentiert, die die gesamte mögliche Bandbreite, sich des Themas anzunähern, abdecken.