Bernhard Kempen: Darling - Xenosys-Universum 2 (Buch)

Bernhard Kempen
Darling
Xenosys-Universum 2
Titelbild: Klaus Brandt
Innenillustrationen: Michael Wittmann
p.machinery, 2021, 162 Seiten, 15,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Die Menschheit hat das All erobert, sich in der Galaxis ausgebreitet. Platz genug hat man, fand man doch jede Menge paradiesische Planeten vor. So kann ein Jeder nach seiner oder ihrer Facon glücklich werden - auf dem Kolonialplaneten Arkadia sogar gänzlich unbekleidet. Hierher haben sich nämlich die Nudisten zurückgezogen.

Und genau hierher hat die Enthüllungsplattform Trash Universe ihren Top-Reporter Adrian Ginjeet entsandt. Sein Bericht kam beim Publikum toll an, nun aber ist es auch gut und unser Journalist möchte gern wieder zurück.

Der Flug ist gebucht, als sich ein seit Jahrzehnten verschollenes Raumschiff dem Planeten nähert. Da der Raumer sich auf Kollisionskurs befindet und der Bio-Bordcomputer jeglichen Kontakt verweigert, muss eine Expedition zum anfliegenden Schiff aufbrechen, die sich anbahnende Katastrophe verhindern. Ihre Mission: den Bio-Computer zu therapieren und nach dem Rechten zu sehen.

Eigentlich nicht unbedingt eine Aufgabe für einen Reporter - doch dummerweise lässt Adrian verlauten, dass er in seiner Jugend schon Erfahrungen mit Biocomputern gemacht hat - und ruckzuck sitzt er, zusammen mit der Pilotin Greedy, in der Fähre.

Im Raumschiff treffen sie dann nicht nur auf einen mimosenhaften Bio-Computer, sondern auch auf einen jungen Mann - den einzigen Überlebenden der Crew… und auf fiese Viren, die ihnen noch jede Menge Probleme und Kopfschmerzen bereiten werden.


Bernhard Kempen zählt zu den versiertesten und angesehensten Übersetzern des Genres. Größen wie Richard Morgan oder John Scalzi verdanken ihren Erfolg auch seinen kongenialen Übertragungen aus dem Englischen.

Nachdem er letztes Jahr mit „Arkadia“ den durchaus kontrovers diskutierten Auftaktband seines „Greedy“-Zyklus aus dem Xenosys-Universum vorlegte, folgt nun der zweite Roman.

Im Gegensatz zum Opener hat der Verfasser vorliegend nicht ganz so provokante und für Manchen verstörende Themen einfließen lassen, präsentiert uns zunächst einen gängigen Space-Opera-Plot. Ein Planet wird durch ein Raumschiff, das droht ungebremst mit diesem zu kollidieren, bedroht, eine Expedition wird ausgesandt, die Gefahr aus der Welt zu schaffen.

Hier kommt es zu den aus entsprechenden Vorbildern bekannten Komplikationen - zickige KIs, Bedrohungen durch Krankheiten und verletzte Eitelkeiten; das Repertoire ist bekannt, nur letztlich übersichtlich. Kempen macht das Beste draus. Er versucht andere Schwerpunkte zu legen, nimmt die jedem bekannten Schwierigkeiten mit nicht ordnungsgemäß funktionierender Hardware auf die Schippe und reichert dies mit einer Portion Humor an.

Aufgepeppt durch ein paar wenige Sex-Szenen wartet somit ein durchaus unterhaltsamer, spannender Plot auf uns. Dieser bleibt inhaltlich weitgehend im Bereich des Bekannten und Gewohnten, verwöhnt uns mit einigen humorvollen Szenen, jeder Menge dramatischer Wendungen und gar einzigartigen Protagonisten.